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48 Articles

Liebe Leserin, lieber Leser, Wie körperfeindlich ist eigentlich unsere deutsche Sprache? Die Engländer nennen die kleinen Speckrollen in der Körpermitte »love handles« – ein praktischer Griff, um sich bei der leidenschaftlichen Liebe irgendwo festhalten zu können. Im Italienischen die gleiche Idee: »maniglie dell’amore«. Was sagen die Deutschen? Rettungsring! Aber: Die Titelgeschichte über das Bauchfett änderte meine Sicht (S. 22). Denn wie neue Forschungsergebnisse zeigen, ist der »Rettungsring« eher einer, der uns in Gefahr bringt, als dass er uns rettet. Vielleicht sollten wir öfter überlegen, was da an entzündlicher Aktivität unter dem Polster eben nicht schlummert, sondern tickt. Was mich dabei zunehmend fasziniert, sind die Darmbakterien, die so ziemlich mit allem im Körper in Wechselwirkung treten. Wobei »zunehmend« in dem Kontext auch wieder das falsche Wort ist. Man kann aber auch…

Erntezeit Ringelblumen auf dem Feld, Ringelblumen im Korb. Eine Frau bei der Ernte in Nepal. Sie wird die Pflanzen später zu einem Markt in Kathmandu bringen, wo sie als Schmuck für das religiöse Tihar-Fest verkauft werden. Auch hierzulande haben Gewächse der Gattung Calendula bei vielen Menschen einen guten Ruf – als traditionell verwendete Heilpflanzen. So soll etwa die Garten-Ringelblume Entzündungen hemmen, die Wundheilung fördern oder als Tee bei Magen-, Darm- oder Menstruationsbeschwerden helfen. Hängepartie I Liebe Mitarbeiter des deutschen TÜV, ihr müsst jetzt sehr stark sein. So sieht ein Aufzug Marke Eigenbau in Russland aus. In Timaschewsk in der Region Krasnodar hatte Elektriker Alexander Yudin ein Problem: Das dreistöckige Haus, in dem seine Wohnung liegt, besitzt nur ein Treppenhaus. Aber Yudin hatte bei einem Autounfall ein Bein verloren und ist…

Schwangeren-Bluttest wird Kassenleistung

bis zum Frühjahr 2022 wollen sich Verbände von Ärzten und Krankenkassen auf eine neue Abrechnungsziffer einigen: für den sogenannten NIPT-Test. Ab dann wäre der »Nicht invasive Pränataltest«, für den Schwangere bislang oft mehrere Hundert Euro bezahlen, auf Kassenkosten erhältlich. Bei der Untersuchung wird ab der zehnten Schwangerschaftswoche Blut aus der Armvene der werdenden Mutter entnommen, um darin schwimmende Erbgut-Bruchstücke des ungeborenen Kindes zu analysieren. Ein auffälliger Test ist ein starker Hinweis auf eine Trisomie, ein dreifaches Vorliegen der Chromosomen 13, 18 oder 21. Die bekannteste und häufigste ist Trisomie 21 (etwa 17 von 10 000 Schwangeren zwischen 30 und 34 Jahren), die zum Down-Syndrom mit leichten bis schweren Behinderungen führt. Kinder mit einer Verdreifachung von Chromosom 13 oder 18 haben meist schwere Handicaps. Der Test gilt als sehr empfindlich, doch…

Schwangeren-Bluttest wird Kassenleistung

Länger leben mit Vitamin D?

Vitamin D galt bis vor wenigen Jahren vor allem als Starkmacher für die Knochen. Doch inzwischen mehren sich Hinweise, dass es auch vor chronischen Krankheiten schützen kann. Bei vielen Leiden ist das noch spekulativ, ein wenig mehr weiß man aber inzwischen bei Krebs: Drei große Übersichtsarbeiten kamen in den letzten Jahren zum Ergebnis, dass die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten die Krebs-Sterblichkeit zumindest bei Älteren um mehr als zehn Prozent senken kann, also in der Lage ist, das Leben zu verlängern. Das Problem: Die Tabletten und Tropfen sind nicht ohne Risiko. Vitamin D ist fettlöslich und reichert sich im Körper an. Nimmt man zu viel davon, kann das auf Dauer zu gefährlichen Verkalkungen von Organen wie der Niere führen. Sicherer (und um 95 Prozent günstiger als Präparate) wäre es, Lebensmittel wie Milch…

Länger leben mit Vitamin D?

Lichtstrahl und Würgereiz

ein Arztsymbol wie aus dem Bilderbuch – zumindest in früheren Zeiten: der sogenannte Stirnreflektor. Zwischen etwa 1860 und der Zeit um 2000 galt dieser runde Hohlspiegel mit zentralem Loch allgemein als Hinweis auf die praktische ärztliche Tätigkeit. In Kombination mit einem dünnen »Kehlkopfspiegel« war das Instrument kennzeichnend für die Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Der Arzt trug den Hohlspiegel an einem Reifen fixiert auf dem Kopf und konnte ihn mittels Scharniergelenk hoch- und runterklappen. »Ich musste in meinem Medizinstudium in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren dieses Set noch erwerben, um am sogenannten Spiegelkurs teilzunehmen«, erzählt Thomas Schnalke, Professor für Medizingeschichte und Direktor des Berliner Medizinhistorischen Museums der Charité. »Dabei untersuchten sich jeweils zwei Studierende zu Übungszwecken gegenseitig.« Er beschreibt das Prozedere: Der Untersucher klappte den Hohlspiegel nach unten vors Auge, die Spiegelseite…

Lichtstrahl und Würgereiz

Digitale Helfer

Leih mir deine Augen! Die App Be my Eyes basiert auf einer einfachen, zutiefst humanen Idee: Blinden und sehbehinderten Menschen die eigenen Augen zu leihen. Nutzer werden Teil einer Gemeinschaft von über 350 000 Blinden und über fünf Millionen Freiwilligen. Wer eingeloggt ist, wird tagsüber erreichbar – auf Wunsch auch per Videoanruf – und kann dann helfen. Mehrere Freiwillige werden benachrichtigt, wer zuerst antwortet, wird verbunden. Noch dominiert der englische Sprachraum die Community. Zigarette adé Die App NichtRaucherHelden verspricht einen Weg, mit dem Rauchen aufzuhören – unter medizinischer Anleitung. Das Arsenal gegen die Sucht: praktische Übungen, anspornende Videos, ein Podcast. Neben direkter Ansprache sollen die eigenen Daten motivieren: Wie viele Tage bin ich rauchfrei? Wie viele Zigaretten habe ich mir erspart, wie viele Euro extra in der Tasche? Auch nach…

Digitale Helfer

Unter die Lupe genommen: Desinfektionsgel

DOSIS UND WIRKUNG Wer hat es entdeckt? Im 19. Jahrhundert war es riskant, sein Kind in einem Krankenhaus zu gebären, rund 20 Prozent der Frauen starben. In einem Wiener Klinikum entdeckte der Gynäkologe Ignatz Philipp Semmelweis 1847, dass sich das tödliche Kindbettfieber verhindern ließ, wenn sich die Ärzte regelmäßig die Hände mit Chlorkalk reinigten. Aus diesem Prinzip entwickelten Forscher Desinfektionsmittel. Wie funktioniert es? Desinfektionsmittel enthalten vor allem Alkohole. Die drei am häufigsten verwendeten sind Ethanol, Propan-1-ol und Propan-2-ol. Sie alle wirken antimikrobiell, schädigen die äußere Zellmembran der Erreger, dringen in deren Innerstes ein und zerstören die Struktur der Zellmoleküle. Weitere Zusätze sind kosmetische Öle: Sie verhindern, dass der Alkohol die Haut zu stark austrocknet. Wie wirkt es? Bakterien und Hefepilze können eine Stunde oder länger, Viren zehn Minuten bis mehrere…

Unter die Lupe genommen: Desinfektionsgel

»Man braucht viel Leidenschaft«

Jedes Mal, wenn sich jemand bei uns bedankt, dem wir geholfen haben, bin ich sehr glücklich. Das ist der schönste Lohn für meine Tätigkeit als Bergretter – und meine größte Motivation. Ich bin in den Bergen aufgewachsen und wusste früh, dass ich mal Bergretter werde – das ist für mich Ehrensache! Mit 16 habe ich die Ausbildung bei der Bergwacht Bayern angefangen, seit 2011 bin ich aktiv im Einsatz und seit 2021 zudem Bereitschaftsleiter in Sachrang-Aschau. Hier liegt die Kampenwand, ein Bergkamm, der bei Wanderern sehr beliebt ist. Bergretterinnen und Bergretter sind für alle da, die Hilfe im unwegsamen Gelände benötigen, das sind vor allem Wanderer, Kletterer und Skifahrer. Meistens werden wir gerufen, weil Menschen sich verletzt haben oder wegen Herz-Kreislauf-Beschwerden medizinische Behandlung benötigen. Wir versorgen sie vor Ort und…

»Man braucht viel Leidenschaft«

DER BAUCH … … MUSS WEG!

Der Bauch musste weg. Und zwar nicht irgendeiner, sondern meiner. Weil dort, wo es mal straff und muskulös war, sich nun eine Wölbung abzeichnete – Jahr für Jahr ein bisschen stärker. Ich erinnere mich noch, mit welchem Gefühl ich eines Morgens nach dem Duschen nass und nackt vor dem Spiel stand, mich von der Seite betrachtete. Wie ich mir schönredete, was ich längst sah: Ach, ist schon okay, ich habe ja kein Übergewicht. Mir aber trotzdem durch den Kopf ging: Ist das Bäuchlein noch harmlos – oder schon ungesund? Dieser Tag liegt nun drei Jahre zurück. Seitdem habe ich mich intensiv mit Bäuchen beschäftigt – mit meinem eigenen und denen von anderen. Es gibt dicke, runde, weiche, schwabbelige und feste. Und weil ich im stern und auf stern.de über das…

DER BAUCH … … MUSS WEG!

So stärken Sie die Darmflora

Was gut ist fürs Mikrobiom, lässt auch das Bauchfett schrumpfen 1. Eine abwechslungsreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse ist von zentraler Bedeutung, wenn Sie das Mikrobiom stärken wollen. Das wurde in zahlreichen Studien bewiesen. Der britische Ernährungsexperte Tim Spector rät: »Essen Sie 20 bis 30 verschiedene Pflanzen pro Woche.« Das mag nach sehr viel klingen – aber jede Getreidesorte im Müsli, jede Nussart, jedes Gewürz (außer Salz) gilt als Pflanze. Wer das Mikrobiom gesund halten will, sollte essen »wie ein Gärtner«, sagt Spector. 2. Verzichten Sie wann immer möglich auf industriell verarbeitete Lebensmittel. Tiefkühlpizza, Fertigsuppen und Pommes stehen im Verdacht, das Mikrobiom zu schädigen. Die Gerichte enthalten zahlreiche Zusatzstoffe, von denen wir nicht wissen, wie sie im Körper wirken. Um den Geschmack billiger Zutaten zu verbessern, wird oft Zucker…

So stärken Sie die Darmflora

Die Wahrheit über den Waschbrettbauch

ein trainierter und muskulöser Bauch ist für viele der Inbegriff der Sportlichkeit. Er symbolisiert Entschlossenheit, Disziplin und Stärke. Die Zeitschrift »Men’s Health« fand in einer Umfrage heraus, dass sich 40 Prozent der Frauen bei Männern ein Sixpack wünschen. Aber auch Frauen streben für sich selbst nach einer definierten Bauchmuskulatur. In manchen Fitnesszeitschriften und Trainingsblogs wird versprochen: »Sixpack in sechs Wochen«, manchmal wird mit dem »Super-Sixpack« gelockt. Es gibt Bücher, die sich ausschließlich mit dem besten Training für die definierte Bauchmuskulatur beschäftigen. So reizvoll das klingen mag – ein Sixpack ist nicht automatisch so gesund, wie es scheint. Denn: Beim Training der langen Muskulatur rund um den Bauchnabel wird nur ein kleiner Bereich des gesamten Körpers aktiviert – der Kalorienverbrauch und auch der gesundheitliche Nutzen sind deswegen gering. Außerdem wird ein…

Die Wahrheit über den Waschbrettbauch

Falsch gerechnet

als der Boxer Wladimir Klitschko zum letzten Mal für einen Profikampf in den Ring stieg, war er deutlich übergewichtig. Das sagte zumindest sein Body-Mass-Index (BMI) von 28,6. Schaut man sich die Bilder von damals an, ist sofort klar: Das kann nicht stimmen. Damit sind wir genau beim Problem. Der BMI wird immer noch häufig genutzt, um zu beurteilen, wie es um das Körpergewicht bestellt ist. Dabei ist der Wert ungenau und längst überholt. Entwickelt wurde die Formel von dem belgischen Mathematiker Adolphe Quetelet bereits in den 1830er Jahren, um den Durchschnittsmann zu beschreiben. Weltweit populär machte ihn dann in den 1970ern der Amerikaner Ancel Keys – damals als Grundlage zur Risikobewertung bei Lebensversicherungen. Die Rechnung ist einfach: Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch das Quadrat der Körpergröße in Metern. Heute weiß…

Falsch gerechnet

Es gibt viele verschiedene Zuckerarten. Sind alle gleich ungesund? Eine Übersicht fruchtzucker (Fruktose) ist in kleinen Mengen in Früchten, Gemüse, Getreide und Honig von Natur aus enthalten. Er steckt aber auch oft in Zuckergemischen, die Süßigkeiten oder Softdrinks beigemengt werden. Der Körper kann Fruktose nur schlecht verwerten. Sie gilt als wichtiger Risikofaktor für eine Fettleber. • Traubenzucker (Glukose) hat bei vielen einen besseren Ruf. Unser Gehirn nutzt fast nur Glukose als Energiequelle. Sie ist in süßen Früchten enthalten, wird aber auch industriell hergestellt. Der Körper verwertet sie besser als Fruktose. Laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung sollte man nicht mehr als 50 Gramm freien Zucker pro Tag konsumieren – das entspricht 200 kcal und damit 10 Prozent der durchschnittlichen Gesamtenergiezufuhr. Freie Zucker stecken vor allem in Süßwaren, Säften, Limos und industriell verarbeiteten…

Eine starke Mitte hält den ganzen Körper in Form

bewegung ist wichtig, wenn man sein Gewicht reduzieren möchte – denn damit steigert man den Grundumsatz des Körpers und verbrennt mehr Fett. Vor allem Ausdauersportarten wie Laufen oder Schwimmen sind sehr effektiv. Zusätzlich sollte man die Muskulatur trainieren. Denn Muskeln verbrauchen Kalorien – sogar, wenn man ruhig auf dem Sofa sitzt. Der Bauchmuskulatur kommt eine besondere Aufgabe zu: Sie stabilisiert den ganzen Körper und schützt so vor Schmerzen. Wir haben sechs Übungen zusammengestellt, mit denen Sie Ihren Bauch stärken können. Zu Beginn sollten Sie jede Übung etwa eine Minute durchführen – die Zahl der Wiederholungen ist egal. Steigern Sie sich langsam, bis Sie jede Übung dreimal jeweils eine Minute lang schaffen. Machen Sie zwischen den Einheiten eine Pause von etwa 30 Sekunden. 1. SUITCASES Position: Legen Sie sich mit dem…

Eine starke Mitte hält den ganzen Körper in Form

WENN DU MORGEN NOCH DA BIST

»DAS IST WOHL MEIN LETZTER FRÜHLING« – IM APRIL BEI EINEM SPAZIERGANG IM WALD »Heute Morgen kann ich reden wie ein Wasserfall.« Mein Mann ist früh aufgestanden und hat uns einen Kaffee gemacht. Dazu gibt es ein kleines Stück Kuchen, Tassen und Tellerchen hat er auf einem Tablett ins Schlafzimmer balanciert. Wir trinken unseren ersten Kaffee des Tages immer im Bett. Das machen wir so, seit wir uns kennen, seit sechs Jahren. Zusammen wohnen wir erst seit Kurzem. Nachdem er vor einem halben Jahr das dritte Mal am Gehirn operiert wurde, musste er zu mir ziehen, weil er in seiner alten Wohnung allein nur noch schwer zurechtgekommen wäre. Seitdem macht er in einer »fremden« Küche Kaffee. Zu Beginn hat er dafür fast eine Stunde gebraucht, mittlerweile 20 Minuten, kein Geklecker,…

WENN DU MORGEN NOCH DA BIST

Ein Zeichen für Vitalität

Gemütlich – Fell kleidet bis heute Menschenaffen, und auch unsere direkten Vorfahren trugen es einst. Warum die Menschheit irgendwann ihre Körperbehaarung größtenteils eingebüßt hat, ist bis heute unklar. Ging sie verloren, damit wir schwitzen und so die Körpertemperatur besser regulieren? Vor etwa zwei Millionen Jahren begannen die Menschen nämlich, die ganze Erde zu besiedeln, und mit Fell drohte ihnen in heißen Regionen ein Hitzestau. Oder büßten wir das Ganzkörperhaarkleid etwa ein, damit Parasiten und Ungeziefer uns weniger belästigen und die Gesundheit gefährden? Unliebsame Gäste wie Läuse und Filzläuse fühlen sich nur auf behaarter Haut wohl. So ist Filzlausbefall seltener geworden, seitdem sich mehr Menschen die Schamhaare rasieren. Und schert man das Haupthaar, haben Kopfläuse keine Chance. Klare Aufgaben für Schopf und Brauen Vom einstigen Fell sind uns heute nur vereinzelte…

Ein Zeichen für Vitalität

2 bis 6 Jahre wächst ein gesundes Haar, bevor es ausfällt. Pro Monat wird es etwa einen Zentimeter länger. 90 000 bis 150 000 Haare bedecken den Kopf des Menschen. 0,3 Millimeter sprießen Kopfhaare durchschnittlich pro Tag. Barthaare wachsen, obwohl es so scheint, nicht schneller. 40 bis100 Mikrometer dünn ist jedes einzelne Härchen. Über 5 Meter fallen die Haare der Chinesin Xie Qiuping herab – und sind damit so lang wie eine ausgewachsene Giraffe. 50 Prozent schwächer werden Haare nach dem Waschen. Die Feuchtigkeit macht sie zwar dehnbarer, doch sie brechen auch leichter ab.…

Phase für Phase

Wer glaubt, Haare wüchsen einfach nur so vor sich hin, der irrt. Die Fäden aus Keratin entstehen und vergehen in Zyklen. Mindestens 80 Prozent unserer Haarpracht befinden sich in der Wachstums- oder Anagenphase und werden alle drei Tage etwa einen Millimeter länger. Die Länge variiert, je nachdem, wo das Haar sitzt oder wie alt jemand ist. Die anschließende Übergangs- oder Katagenphase dauert zwei bis vier Wochen. Etwa jedes hundertste Haar befindet sich in diesem Zustand. Der Haarfollikel schrumpft, das Haar löst sich. Es folgt die Ruhe- oder Telogenphase – in diesem Stadium »schlummert« etwa jedes fünfte Haar. Dauer: zwischen zwei und vier Monaten, abhängig von der Körperstelle. Danach fällt das Haar aus – und aus der Haarwurzel wächst ein neues. Der Zyklus beginnt von vorn.…

Phase für Phase

Gezupft, gezählt, gefilmt

1. Zupftest Dafür greift sich die Ärztin oder der Arzt an verschiedenen Stellen des Kopfes je zehn Haare und versucht, sie sanft herauszuziehen. So bekommen Spezialisten ein Gefühl dafür, ob ein Haarproblem vorliegt. 2. Trichogramm Vor dem Test darf man die Haare fünf Tage nicht waschen. Es werden jeweils 50 bis 100 Haare am Vorderund Hinterkopf ausgerupft. Schmerzhaft! Sie kommen 48 Stunden in eine spezielle Lösung. Dann können Experten die Haartypen unter dem Mikroskop einzeln beurteilen und sehen, wie viele Haare sich in den verschiedenen Wachstumsstadien befinden. 3.Trichoscan Zwei kleine Stellen der Kopfhaut werden rasiert, die gekürzten Haare nach drei Tagen angefärbt und bei zwanzigfacher Vergrößerung computergestützt ausgewertet. Daten zeigen die Dichte, wie viele Haare ausfallen und wie hoch der Anteil an feinen, dünnen Haaren ist. Schneller als das Trichogramm,…

Stoffe für Haare und Nägel

Eisen Ein Mangel ist häufig Ursache für Haarausfall. Eisen ist für die Blutbildung und Versorgung der Haarfollikel wichtig. Vitamin C verbessert die Aufnahme, Kaffee und schwarzer Tee hemmen sie. Zink Schwerer Zinkmangel, etwa durch Darmerkrankungen, lässt Haare und Nägel brüchig werden. Der Verzehr von Fleisch, Eiern, Milch und Käse kann den Mangel ausgleichen. Selen Ein niedriger Selenwert (echter Mangel ist selten) kann zu weißen Flecken auf Nägeln und dünnem, farblosem Haar führen. Übermäßige Zufuhr verursacht manchmal Haarausfall. Vitamin D Das Hormon wird in der Haut unter dem Einfluss von UVLicht gebildet. Im Winter sinkt die Produktion. Bei Mangel – und nur dann – Vitamin D ergänzen! Biotin Ist in fast allen Nahrungsergänzungsmitteln für Haare und Nägel enthalten. Ausgeprägter Mangel des Keratinbaustoffs kann zu Haarbrüchigkeit führen.…

Schwindende Pracht

Dass Haare ausfallen, ist zunächst kein Grund zur Sorge – im Schnitt verlieren wir etwa 100 pro Tag. Übermäßig Betroffene versuchen häufig, sich mit Vitaminen, Koffeintabletten oder Tinkturen zu helfen. Zum Unmut vieler Experten: »Ich rate von Eigendiagnose und Selbstbehandlung ab«, sagt Natalie Garcia Bartel, Haarexpertin aus Berlin. Dadurch werde eine korrekte Diagnose verzögert. Statt Friseure oder Apotheker zu fragen, sollten die Betroffenen einen spezialisierten Hautarzt aufsuchen, rät die Professorin. Mithilfe von Tests lässt sich in der Praxis die richtige Diagnose oft rasch stellen. »Je früher wir den Grund des Haarausfalls kennen, desto aussichtsreicher ist die Therapie«, sagt sie. Weniger, dünner, kürzer – dafür gibt es viele Gründe Auslöser für den Schwund der Haarpracht gibt es viele, beispielsweise diverse Medikamente, aber auch Hormone, die die sensiblen Haarwurzeln irritieren können, oder…

Schwindende Pracht

Sie sind nicht allein

Jeder 3. Mann und jede 10. Frau verlieren in Deutschland dauerhaft die Haare. Über 100 Haare muss man täglich verlieren, erst dann sprechen Experten von krankhaftem Haarverlust. 60 bis 80 Prozent der Männer gehen durch »vererbbaren Haarausfall« die Haare aus. Die Folgen: Geheimratsecken, Tonsur oder Glatze. 80 Prozent Keratin mindestens, 16 Prozent Wasser und 4 Prozent Fette, Öle und Pigmente – so sind Haare zusammengesetzt.…

Sie sind nicht allein

Was ist das Problem?

Erblich Bekannteste und häufigste Form des Haarausfalls. Die Haarwurzelzellen reagieren empfindlicher auf Dihydrotestosteron (DHT), das in der Haarwurzel aus dem Hormon Testosteron entsteht. Haare fallen vermehrt aus und wachsen kürzer und feiner nach. Kreisrund Die Entzündung des Haarfollikels stört den Wachstumsprozess der Haare. Stress und Infektionen gelten als mögliche Auslöser. Die Ursache liegt, so neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, in den Genen. Verläuft oft schubweise, bisweilen spontane Heilung. Diffus Entsteht durch Infekte, Medikamente, Eisen- oder Zinkmangel, Schilddrüsenprobleme, Zuckerkrankheit. Auch möglich nach Entbindung, schweren Infektionen, OPs, Organtransplantation. Haare wachsen in der Regel nach ein paar Monaten wieder nach. Narbig Entzündliche autoimmunologische Prozesse zerstören die Haarstammzellen. Rasche Diagnose ist wichtig, um irreversible Zerstörung der Haarwurzel aufzuhalten. Therapie mit Glukokortikoid-Spritzen in die Kopfhaut oder HydrochloroquinTabletten möglich.…

Was ist das Problem?

Was Hoffnung macht

Frau Garcia Bartels, mit welchen Ängsten kommen die Menschen zu Ihnen, die unter Haarausfall leiden? Die größte Angst ist, dass sie bald keine Haare mehr haben.Sie sorgen sich oft,dass man nichts dagegen tun kann oder dass eine schwere, unentdeckte Erkrankung dahintersteckt. Was sagen Sie ihnen? Erst mal höre ich mir ihre Geschichte an. Dann frage ich nach wichtigen Faktoren, Medikamenten und anderen möglichen Auslösern. Manchen Menschen wurde im Vorfeld gesagt, da sei nichts – oft finde ich bei genauer Diagnostik doch etwas. Und – können Sie ihnen helfen? Am einfachsten ist es, wenn ich die Ursache für den Haarausfall behandeln kann, etwa Eisenmangel. Oder wenn ich die Menschen beruhigen kann, weil der Haarausfall die Folge einer zurückliegenden OP oder Krankheit ist – dann erholen sich die Haare mit etwas Abstand…

Was Hoffnung macht

Die besten Wirkstoffe

• Minoxidil Wirkt bei anlagebedingtem Haarausfall; weitet die Gefäße, sodass die Haarwurzeln besser mit Nährstoffen versorgt werden. Gibt es in mehreren Konzentrationen, als Schaum oder Lösung, wird auf die Kopfhaut aufgetragen. • Finasterid Verhindert, dass Testosteron am Haarfollikel zu Dihydrotestosteron (DHT) umgebaut wird – Letzteres ist ursächlich für den anlagebedingten Haarausfall. Nur für Männer zugelassen, als Tablette. • Hormone Sogenannte Antiandrogene in der Antibabypille blockieren an den Haarzellen die Bindungsstellen jener Hormone, die männliche Geschlechtsmerkmale fördern. Vor allem Frauen mit hormonellen Störungen profitieren davon, etwa, wenn der Spiegel an männlichen Hormonen zu hoch ist. • Diphenylcyclopropenon (DCP) Löst lokal ein allergisches Kontaktekzem aus; lockt so Abwehrzellen bei kreisrundem Haarausfall von entzündeten Haarwurzeln fort. Keine Zulassung, von spezialisierten Zentren angeboten.…

Glanz, Fülle und Spannkraft

Glatt oder lockig, rot, blond oder grau, kurz oder lang, gekämmt, verwuschelt oder toupiert – kein Haar gleicht dem anderen. Ein Wunsch aber ist den meisten Menschen gemeinsam: Der Schopf soll gesund, glänzend und kräftig aussehen. Struppige oder fettige Strähnen möchte niemand haben. Die gute Nachricht: Die Haarzellen auf dem Kopf arbeiten mit Hochgeschwindigkeit. Nur Darmzellen teilen sich noch schneller. Zum Glück, denn oft behandeln wir unsere Haare ziemlich rabiat: Wir bürsten und kämmen sie, färben, föhnen, zwirbeln, kräuseln oder glätten sie. Gepflegtes Haar ist für viele ein großes Thema,nicht wenige schwören auf Geheimrezepte: Manche nutzen gar kein Shampoo, andere meinen, das Haar glänzt besonders,wenn man es mit Essig oder kaltem Wasser spült, wieder andere glauben an Haarkuren mit Olivenöl. Was stimmt? Viel hilft nicht viel Weder tut viel Shampoo…

Glanz, Fülle und Spannkraft

So geht Pflege richtig

Shampoo Talg verleiht dem Haar Festigkeit und Geschmeidigkeit. Damit das Haar nicht zu stark entfettet, Shampoo sparsam verwenden. Waschen Zu häufiges Waschen, insbesondere mit heißem Wasser, trocknet die Kopfhaut aus; sie schuppt und juckt. Haare nicht öfter als ein-bis zweimal die Woche waschen. Milde Mittel Zum Waschen milde Produkte mit hautverträglichen Waschsubstanzen und Tensiden wie etwa amphoteren Tensiden (Betainen) oder Zuckertensiden verwenden. Hitze Sie schadet den Haaren, denn die bestehen aus Eiweißen, die zu Ketten (Keratin) vernetzt sind. Die Wärme von Glätteisen oder Lockenstab entzieht dem Haar Feuchtigkeit und kann zu Strukturschäden führen. Schutz Lieber tönen als färben, keine Dauerwelle, lauwarm föhnen. In der Sonne am besten einen Hut aufsetzen. Schnitt Alle vier bis sechs Wochen zum Haareschneiden? Eine Empfehlung dafür gibt es nicht. Der richtige Zeitpunkt hängt vom eigenen…

Werden die Haare zu häufig gewaschen, fallen sie mehr aus. Falsch. Die Haarwäsche hat auf die Haarzyklusphasen keinen Einfluss. Beim Waschen fallen nur die Haare aus, die sich bereits in der »Ruhephase« befunden haben. Färben kann Haarausfall fördern. Nein. Gesunden Haaren schadet Färben nicht. Der Wachstumsprozess läuft unterhalb der Kopfhautoberfläche. Aber: Zu häufiges Färben kann zu Haarbruch führen. Wenn man die Haare rasiert, wachsen sie schneller und üppiger nach. Falsch. Wie lang ein Haar höchstens wird, hängt von der genetisch vorbestimmten Wachstumsphase ab. Eine Rasur hat darauf keinen Einfluss. Allerdings fühlt sich das Haar nach der Rasur stoppeliger und dicker an. Männer mit Glatze sind potenter. Falsch. Der bei Männern häufig auftretende »anlagebedingte Haarausfall« entsteht nicht durch vermehrtes Testosteron – vielmehr reagieren in diesen Fällen die Haarwurzeln sensibler auf ein…

Was hilft gegen ...?

… Spliss Je weiter ein Haar wächst, desto länger können UV-Licht, heiße Föhnluft, Färbemittel einwirken – und Spliss entsteht. Spülungen mit Silikonen sind aus Umweltgesichtspunkten nicht empfehlenswert. Haare lieber regelmäßig schneiden. … fettiges Haar Kurzfristig nützen Trockenshampoos. Langfristig: Haare seltener waschen. Schon nach einer Woche ohne Waschgang produzieren die Talgdrüsen weniger Talg. … juckende Kopfhaut Die Therapie hängt von der Ursache ab, daher Hautarzt aufsuchen. Schuld können trockene Kopfhaut durch Anti-Schuppen-Shampoos sein, Pilzerkrankungen, Ekzeme oder Läuse. … Schuppen Meist kosmetisches Problem. Spezielle Shampoos enthalten schuppenlösende Salicylsäure oder Selendisulfid. Bei nachgewiesenem Befall helfen pilzhemmende Mittel. … trockenes Haar Klettenwurzel- und Kokosöl morgens sparsam in die Spitzen massieren. Oder das Öl über Nacht einwirken lassen. Auch Panthenol sorgt für mehr Glanz und Geschmeidigkeit.…

Die kleine Nagelkunde

Nägel bestehen aus vielen Schichten Hornzellen. Unseren Vorfahren halfen die Horn-platten, auf Bäume zu klettern und Früchte aufzubrechen. Heute schützen sie vor allem Fuß- und Fingerspitzen vor Verletzungen. Schnell können sie bei der Körperpflege aus dem Blick geraten: Sie brechen ab oder sind eingerissen, Nagelhäutchen wachsen über den Nagelmond, der Lack blättert. Dabei gehört zur Pflege nicht allzu viel: die Nägel alle ein bis zwei Wochen kürzen, damit sie nicht brechen, gelegentlich eine kleine Massage, die Häutchen zwischendurch mal sanft zurückschieben. Der richtige Zeitpunkt fürs Feilen hängt vom persönlichen Empfinden und vom individuellen Wachstum ab: Nägel wachsen unterschiedlich schnell, etwa einen halben bis einen Millimeter pro Woche. Viele Veränderungen an den Nägeln sind harmlos. Mitunter können sich aber auch Krankheiten und gesundheitliche Probleme als auffällige Rillen, Flecken, Verfärbungen oder Brüchigkeit…

Die kleine Nagelkunde

In einem Leben produzieren wir:

13,2 Kilo Keratin Sorgen dafür, dass Haare, Nägel und Hornschuppen stabil und elastisch sind. 600 Kilometer Haare Pro Tag wachsen etwa 100 neue Haare, sie bieten Schutz vor Sonne, Kälte und Nässe. 29 Meter Finger-und Fußnägel Erleichtern das Greifen und schützen Zehen- und Fingerspitzen vor Verletzungen. 42 Kilo Talg Verhindern, dass wir ausdorren. Im Alter lässt die Produktion nach: Die Haut wird trockener und verletzlicher. 10 bis 20 Tausend Liter Schweiß Die Flüssigkeit dient der Kühlung. Zudem verlassen Abbauprodukte etwa von Arzneimitteln den Körper auf diesem Weg.…

So bleiben die Nägel gesund

Brüchige Nägel Lieber feilen statt mit der Schere oder dem Knipser kürzen. Dabei immer von den Seiten des Nagels zur Mitte feilen. Mit Nagelknipser und Schere reißen oder brechen gerade trockene Nägel leichter ab. Unebenheiten und Verfärbungen Am besten mit einer feinen Feile vorsichtig wegfeilen, die Nägel danach polieren. Verfärbungen, die Antibiotika und andere Medikamente verursachen können, müssen nach und nach rauswachsen. Nagelhaut Nicht abreißen, wegschneiden oder -knipsen, sonst können Keime über die Nagelwurzel eindringen. Nagelhäutchen am besten drei Minuten mit einem Entferner aus der Drogerie einweichen und anschließend mit einem Rosenholzstäbchen sanft zurückschieben. Niednägel Harte, spitze und eingerissene Stücke der Nagelhaut nicht abreißen, sondern nahe am Ansatz wegschneiden und desinfizieren. Oder mit einem Pflaster abkleben, bis sie rausgewachsen sind. Häufiges Eincremen der Hände verhindert, dass solche »Niednägel« erneut entstehen.…

So bleiben die Nägel gesund

Es ist zum Haareraufen

Expertinnen halten es für möglich, dass seelische Krisen wie eine Trennung oder Mobbing den kreisrunden Haarausfall mit auslösen oder einen weiteren Schub der Erkrankung triggern können. Die kahlen Stellen auf dem Kopf wiederum drücken auf die Stimmung. Die Betroffenen ziehen sich sozial zurück, vermeiden es auszugehen, vernachlässigen Freunde und Freundinnen oder kapseln sich vom Partner ab, weil sie sich selbst nicht mehr attraktiv finden. Auch beim diffusen Haarausfall spielen seelische Problem womöglich eine Rolle. So verkürzte sich bei Versuchen an Mäusen an der Berliner Charité die Wachstumsphase ihres Fells, als die Tiere unter Stress gesetzt wurden. Umgekehrt heißt das aber auch: erfolgreicher Stressabbau kann diffusen Haarausfall stoppen.…

Wieso bekommt man graue Haare? Mit dem Alter lassen die melaninproduzierenden Zellen nach, die Haare lagern weniger Farbstoff ein. Genau genommen sind diese Haare weiß. Das Grau ist ein optischer Effekt, weil neben den depigmentierten Haaren auch pigmentierte liegen. Sind graue Haare die Folge von Stress? Eine Mini-Studie zeigte: Stress fördert das Ergrauen. Für die Untersuchung hatten Forscher die Haarfarbe mit den Stresstagebüchern der Teilnehmer verglichen. Es zeigte sich: In stressigen Phasen wuchsen Haare vermehrt grau nach. Kann man über Nacht graue Haare bekommen? Nein, Pigmente, die den Haaren ihre Farbe verleihen, können nicht aus den Haaren »herausfallen«. Ergrauen ist ein schleichender Prozess. Da Haare im Monat nur einen Zentimeter wachsen, wächst die Farbe sich langsam aus.…

Haarige Geschichten

Glatze Einst scherte man Sklaven, Gefangene, verstoßene Frauen – als demütigende Geste. Dass Mönche und Nonnen Glatze tragen, könnte die Unterwerfung vor Gott andeuten. Skalp Der Glaube, dass die Haare die Lebenskraft bergen, ist schon im Alten Testament festgehalten. Auch manche Kulturen skalpierten aus diesem Grund ihre Gegner. Alte Zöpfe Anfang des 20. Jahrhunderts trennten sich viele Frauen von ihren Zöpfen. Bis heute ändern Frauen ihre Frisuren oft radikal nach lebenseinschneidenden Veränderungen. Das freiwillige Abschneiden der Haarpracht steht für Aufbruch und Neustart.…

Narrative Traumatherapie

Als Nora Buth* zu Maggie Schauer kam, hatte sie gerade wieder eine Liebesbeziehung abgebrochen und anschließend ihre Schwangerschaft. Sie litt unter heftiger innerer Unruhe,Schlafstörungen, Panik, Suizidgedanken. Es waren Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung. Schauer, die an der Universität Konstanz das Kompetenzzentrum Psychotraumatologie leitete, ist Expertin im Umgang damit.Nora Buth hatte Glück, von ihr behandelt zu werden, denn Schauer arbeitet nur noch selten mit Einzelnen, sie hat inzwischen vor allem mit Forschungsreisen, Fortbildungen und Supervision zu tun. Maggie Schauer studierte zuerst Philosophie, Anthropologie und Verhaltensbiologie und wechselte dann in die Psychologie. Sie hat viel in Krisengebieten gearbeitet, sie war für »Ärzte ohne Grenzen« im Einsatz, aber auch für andere Hilfsorganisationen und in Projekten der Entwicklungszusammenarbeit in Ländern wie Uganda,Sri Lanka, Somalia, und DR Kongo. In der Medizinpsychologie arbeitete sie mit vom Hals…

Narrative Traumatherapie

VIEL MEHR ALS NUR HEISSE LUFT

Am Ende einer Sackgasse auf der Halbinsel Hietaniemi westlich des Zentrums von Helsinki steht ein graues Holzhaus in L-Form. Zum Wasser der Ostseebucht hin drängeln sich dunkle Blockhütten an seine Wand, als suchten sie Zuflucht. Aus der Klappluke an einer der Hütten quillt tiefschwarzer Rauch. Anderswo wäre das ein Fall für die Feuerwehr. Hier auf dem Gelände der finnischen »Sauna-Gesellschaft« ist es tägliche Routine, wie Seppo Pukkila erzählt, der gerade den Ofen des Sauna-Häuschens beheizt: »Jeden Tag fangen wir mindestens vier Stunden vor Sauna-Beginn an. Alle 40 Minuten werden rund 35 Kilogramm Holzscheite nachgefüllt. Damit werden die im Ofen eingefassten, insgesamt eine Tonne wiegenden Steinquader aufgeheizt.« Die Abgase ziehen bis zum Erreichen der Betriebstemperatur direkt durch die Saunierkammer, als wäre sie selbst ein großer Schornstein, erläutert Pukkila. Der Fotograf im…

VIEL MEHR ALS NUR HEISSE LUFT

DOSIS UND WIRKUNG Die Tradition: »Salvia officinalis L.«, der botanische Name des Salbeis, zeigt, dass er früher als eine wichtige gesundheitsfördernde Pflanze galt. »Salvere« bedeutet »gesund sein, sich gesund fühlen, gesund bleiben«. Im »Regimen sanitatis Salernitanum«, einer historischen Schrift mit Gesundheitsregeln, heißt es: »Warum sollte ein Mensch sterben, in dessen Garten Salbei wächst?« Das sagt die Wissenschaft: Arzneilich verwendete Salbeiblätter kombinieren mehrere Wirkstoffgruppen: ätherisches Öl, Gerbstoffe, Bitterstoffe und Farbstoffe. Die im ätherischen Öl enthaltenen Substanzen wirken keimmindernd; die Gerbstoffe interagieren mit den Eiweißen der Schleimhaut – »gerben« sie und dichten sie ab. Dadurch wirkt Salbei sehr gut bei oberflächlichen Entzündungen der Mundschleimhaut und des Rachens. Im offiziellen Heilpflanzenporträt des Ausschusses für pflanzliche Arzneimittel der Europäischen Union wird Salbei auch zur äußerlichen Anwendung bei leichten Entzündungen der Haut empfohlen. Innerlich wird…

Zu viel des Guten

Positive Energie in die Welt bringen, endlich glücklich und zufrieden sein, sorgenfrei und bestens gelaunt durch die nächsten Monate kommen – mit diesen guten Vorsätzen gehen viele ins neue Jahr. Schon Voltaire hat frei übersetzt gesagt: »Da es sehr förderlich für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen, glücklich zu sein.« Das klingt so simpel. Natürlich will auch ich möglichst viele schöne Momente erleben. Doch ich weiß, dass es unrealistisch wäre, sich vorzunehmen, ständig glücklich zu sein. Hoch und Tief, Freude und Trauer, Liebe und Wut, alles geht Hand in Hand. Mein guter Vorsatz lautet deshalb: Ich möchte in schweren Zeiten gelassen bleiben, weil ich weiß, dass sie zum Leben dazugehören. Und ich möchte die Gelassenheit haben, die guten Zeiten zu genießen und meine Energiereserven aufladen zu können. Wir alle streben…

Zu viel des Guten

BEISS DICH NICHT! DURCHS LEBEN

Sie hat mehrere Kinder großgezogen. Alle sind »gut geraten«. Die ältesten haben gerade das Familienunternehmen übernommen. Auf diese Zeit hat sich die Mitte 60-jährige Rita Schreiber* lange gefreut: endlich reisen mit ihrem Mann, in der Natur wandern, mit Freunden essen gehen, ein Leben genießen ohne Pflichten. Doch es kommt anders. Seit drei Jahren hat die Unternehmergattin ein Problem, das ihren Alltag massiv einschränkt und die Familie belastet: Es brennt in ihrem Mund. Mal fühlt sich die Mundschleimhaut an wie eine Wunde, mal kribbelt, juckt oder sticht es auf Zungenspitze und Lippen. Und dann beginnt Corona, Rita Schreiber geht es immer schlechter, sie hat große Angst vor dem Virus. Angefangen hatte alles, als sie ihre erste herausnehmbare Prothese bekam. Seitdem spürt sie, dass ihre Schleimhaut »entzündet sein muss«, und führt die…

BEISS DICH NICHT! DURCHS LEBEN

»Mehr starke Frauen für die Gesundheit des Planeten«

Climate change is a man-made problem with a feminist solution«. So brachte es Mary Robinson vor einiger Zeit auf den Punkt, die ehemalige Präsidentin von Irland und eine der Vordenkerinnen für globale Klimagerechtigkeit. Zu Deutsch: Klimawandel ist ein Problem, das Männer verursacht haben, aber Frauen lösen können. Wobei wohl wir alle gemeint sind, denn »manmade« kann heißen »von einem Mann gemacht«, aber auch »menschengemacht«. Und bei der Suche nach »feministischen« Lösungen sind auch beide Geschlechter angesprochen. Kernbotschaft: Männer müssen endlich liefern beim Klimaschutz. Aber ohne Frauen wird das nichts. »Der Begriff ›planetare Gesundheit‹ bezieht neben der menschlichen Gesundheit auch die unserer gesamten Umwelt ein«Nicole de Paula Längst treiben Frauen den Kampf gegen die Erderwärmung voran: Greta Thunberg, Luisa Neubauer oder Carla Reemtsma sind prägende Gesichter bei »Fridays for Future«. In…

»Mehr starke Frauen für die Gesundheit des Planeten«

Ich bin eine Lunge … … ich bin eine Kopie

Reyk Horland hat viele Lungen. Nur eine von ihnen wuchs in seinem Körper. Zu den anderen hat er es nicht weit von seinem Büro im Berliner Wedding – links Flur entlang bis zu seinem Labor. Dort wurden sie von Wissenschaftlern in weißem Kittel und mit grauen Pipetten in den behandschuhten Händen erschaffen, dort werden sie gepflegt und untersucht. Auch Därme, Lebern oder Nieren gibt es hier. Allerdings ist keines von ihnen ein Organ im Vollformat. Was hier innerhalb weniger Tage und Wochen heranreift, sind Miniaturversionen, 100 000-fach miniaturisiert, gezüchtet für die Forschung. Organoide nennt man solch winzige Abbilder, die bereits fast alle wichtigen Zellarten eines menschlichen Organs enthalten und Wissenschaftlern dabei helfen, Antworten zu finden, die ihnen Zellkulturen in Petrischalen oder Tierversuche nicht immer liefern können: Schadet ein neuer Wirkstoff…

Ich bin eine Lunge … … ich bin eine Kopie

Bockshornklee (Trigonella foenum-graecum)

DOSIS UND WIRKUNG Die Geschichte: Die Pflanze stammt aus Westasien, vielleicht aus dem Iran, und verbreitete sich von dort nach Europa und Afrika. In Ägypten nahm man die würzig-bitteren Samen gegen Mundentzündungen und für Räucherrituale, ein paar fand man im Grab des Tutanchamun. Im Mittelalter wurden Tuberkulose und Blähungen damit behandelt, Breiumschläge sollten bei Hautleiden helfen. Anwendung und Anbau: Bockshornklee wird in vielen Regionen angebaut, etwa im Nahen und Mittleren Osten, in China, Kalifornien und Marokko. Er wächst an sonnigen, trockenen Standorten und sogar auf salzhaltigen Böden. In der Pflanzenmedizin nutzt man die harten, bräunlich-gelben Samen. Sie sitzen in langen, gebogenen Hülsen, die dem Bockshornklee wohl zu seinem Namen verhalfen. Zerkleinert trinkt man sie als Tee gegen Appetitlosigkeit oder setzt sie als Breiauflage gegen Hautentzündungen ein. Tierversuche ergaben Hinweise, dass…

Bockshornklee (Trigonella foenum-graecum)

LAUFEN, EINFACH NUR LAUFEN

So laut und begeistert bin ich schon lange nicht mehr begrüßt worden: Alles jault, winselt, hechelt und bellt. Zehn Siberian Huskys hüpfen wie Gummibälle in einem großen Hundezwinger. Drahtige und flauschige sind dabei, helle und dunkle, blau-, braun- und gemischtäugige. Und alle drehen gemeinsam am Rad. »SPITZENTIERE SCHAFFEN 240 KILOMETER AM TAG«AXEL WINTER Ich stehe am Waldrand, ein paar Hundert Meter entfernt vom Dorf Silberborn im niedersächsischen Solling. Hier liegt die »Wildnisschule Wildguide«. Nebenan grasen Rentiere und Gehörnte Gotlandschafe im Nieselregen. Vor allem Erlebnisse mit Tieren, nordisch angehaucht, bietet die Schule: einen Tag bei den Rentieren etwa oder Wandern mit Huskys im Weserbergland. Außerdem »Dogscooting«, eine Art Hundeschlittenfahren ohne Schlitten. Stattdessen steht man auf einem großen Roller (»Scooter«) und wird vom Hund durch die Natur gezogen. Ich besitze keinen Hund…

LAUFEN, EINFACH NUR LAUFEN

Immer wieder montags

Der Mann, der in die Notaufnahme der Uniklinik von Toronto kam, war stark übergewichtig. Der 35-Jährige litt unter quälenden Bauchschmerzen, die er auf einer Schmerz-Skala von null bis zehn bei »zehn« verortete. Außerdem sei ihm übel, und er habe sich mehrfach übergeben, sagte er. Fieber und andere Symptome einer Infektion hatte er nicht, aber einige Blutwerte waren erhöht: der Cholesterin- und der Blutzuckerspiegel sowie Entzündungsmarker. Medikamente nahm er nicht, aber er versuchte gerade, mit der Hilfe seines Hausarztes Lebensstil und Ernährung umzustellen, um abzunehmen. Früher habe er sehr ungesund gelebt, erzählte er, viel Alkohol getrunken und geraucht, doch davon sei er schon abgekommen. Was die kanadischen Ärzte hellhörig werden ließ, war der seltsame Rhythmus der Schmerzattacken: Auch in der Woche zuvor war es am Montagmorgen besonders schlimm gewesen. Am jetzigen…

Immer wieder montags

… Steckrüben

Botanisch gesehen ist die Steckrübe (Brassica napus ssp. napobrassica L.) eine Unterart des Rapses. Sie wird auch Kohlrübe oder Runkelrübe genannt. Die ältesten Nachweise stammen aus dem 17. Jahrhundert und deuten auf Skandinavien als Ursprungsregion hin. Daher kommt eine weitere Bezeichnung: »Schwedische Rübe«. Jahrzehntelang waren Steckrüben hierzulande vom Speiseplan verschwunden – in den Weltkriegen waren sie oft eines der wenigen verfügbaren Lebensmittel, damals wurde vieles auf ihrer Basis zubereitet: sogar Marmelade und Kaffee-Ersatz. Viele Menschen mochten das Gemüse nach Kriegsende nicht mehr essen. Heutzutage kommen gelbfleischige Sorten wie die »Wilhelmsburger« auf den Tisch, weißfleischige werden als Tierfutter genutzt. Die rund-ovalen Rüben mit ihrer derben grünen, gelblichen oder rötlichen Schale werden in Nord- und Ostdeutschland angebaut – im Norden Deutschlands werden sie auch »Wruken« genannt. Steckrübeneintopf und Rübenmus sind in diesen…

Was muss man auf dieser Welt gesehen haben, bevor man sie oft viel zu früh wieder verlässt? Eisberge vielleicht. Menschenleere Landschaften vielleicht, in der die Stille fast mit Händen zu greifen ist, wenn das Knirschen des Schnees unter den Schuhsohlen verstummt. Und: Polarlichter. Rationale Menschen betrachten sie als Naturschauspiel, das entsteht, wenn energiereiche Teilchen des Sonnenwinds auf die oberen Schichten der Erdatmosphäre treffen und bestimmte Moleküle zum Leuchten bringen. Emotionale Menschen betrachten sie als Zauberei. Welche Erklärung liegt Ihnen mehr? Der in Helsinki lebende Fotograf Valtteri Hirvonen hat Polarlichter in Finnland und Norwegen eingefangen. Und zeigt: je dunkler die Nacht, desto schöner das Spektakel. Eine Einladung zum Innehalten in drei Bildern…

»Ich starte ins neue Jahr mit einem Glukose-Messgerät am Oberarm, denn bei jedem Menschen, so neue Forschungsergebnisse, reagiert der Blutzuckerspiegel höchst individuell auf die gleichen Lebensmittel. Deshalb will ich wissen: Wie viel von dem Süßkram, den ich mir ›zur Belohnung‹ gönne, kommt im Blut an? Und: Was ist etwa mit den Kohlenhydraten aus dem Müsli – sind die tatsächlich besser für mich als die aus dem Baguette?« Live auf Tour 11.1. Aschaffenburg 12.1. Mannheim 18.1. Aachen 26.1. Zwickau 1.2. Frankfurt am Main 3.2. Recklinghausen 7.2. Essen 3.3. Hamburg Den jeweils aktuellen Stand samt geltender Coronaund Hygiene-Regeln finden Sie unter: www. hirschhausen.com/tour/alle-termine.php Im Fernsehen 29.1. »Frag doch mal die Maus«, Das Erste, 20.15 Uhr Auszeichnung 11.1. Marburg, Verleihung der Honorarprofessur im Fachbereich Medizin. Eckart von Hirschhausen wird Ringvorlesungen zum Thema Klimawandel…

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