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Liebe Leserin, WÄHREND wir dies schreiben, beginnt die russische Großoffensive im Osten der Ukraine. Es ist April, in wenigen Tagen geht die BRIGITTE WIR in den Druck, dann können wir nichts mehr ändern. Und doch ist uns klar, dass die Welt sich geändert haben wird, wenn Sie Ende Mai diese Ausgabe in den Händen halten. Wie geht es Ihnen gerade, liebe Leserin? Einige von Ihnen haben selbst Bomben, Besatzung oder Flucht erlebt und quälen sich vielleicht mit erdrückenden Erinnerungen und Ängsten. Andere bekommen das Leid Geflüchteter hautnah mit oder fürchten um ihre Existenz. Manche zweifeln an ihren Idealen – manche entdecken neue. Wie damit umgehen? Viele Texte dieser Ausgabe entstanden noch vor dem Krieg. Doch sie schildern Menschen, die Verluste erlitten, einen Bruch der Biografie verkraften mussten. Manche Strecken zeigen…

MEIN SILBERFISCH

Meine Freundin, der Silberfisch, macht es mir leicht, ich selbst zu sein. Mit allem, was ich eben auch nicht bin. Für mich ist das einer der wundervollsten Werte dieser Freundschaft. Einen liebevollen Seitenhieb verpasst sie mir natürlich trotzdem ab und an. Sogar ganz gern, glaube ich. Wenn ich mal wieder länger nicht angerufen habe, zum Beispiel. Vorwurfsvoll ist sie dabei nicht. Sie vertraut vielmehr darauf, dass ihr der richtige Seitenhieb-Moment vor die Füße fallen wird. Und das tut er verlässlich. Das Universum hat sich da nämlich einen Plan für uns zurechtgelegt: Wir laufen uns in der Nachbarschaft immer punktgenau dann über den Weg, wenn es mal wieder dringend sein müsste. Ganz ohne uns zu verabreden. Dann lächelt sie und sagt: „Hier steckst du also!“ Ihre Stimme nimmt dabei das Lächeln…

MEIN SILBERFISCH

Die ewige Rebellin

Die Bewerbung kam per Instagram, ein 15 Sekunden langes Video, gedreht beim Autofahren: „Hiermit erkläre ich offiziell meine Kandidatur für das Präsidentenamt der Republik Italien“, hat Gianna Nannini im Januar dieses Jahres über ihre wackelige Handykamera verkündet. Formal wie inhaltlich eine Überraschung für die Italiener*innen, aber nur auf den ersten Blick. Schließlich gibt die 67-jährige Sängerin schon seit Jahrzehnten ungefragt ihren Senf zu politischen Lagen der Nation und hat sich dabei so gut wie nie um den Amtsweg gekümmert. Mit Beppe Grillo von der Partei Cinque Stelle ist sie bestens bekannt. Der ehemalige Regierungschef Matteo Renzi war früher Roadie bei ihren Konzerten, also der Mann für die Technik. Vielleicht habe die neueste Provokation der „ewigen Provokateurin“ ja doch eine Chance, mutmaßten die italienischen Medien. Gianna Nanninis Kurzbewerbung soll zumindest die…

Die ewige Rebellin

UND JETZT? WIRD DOCH NOCH ALLES GUT

FRAGT MAN MENSCHEN, WAS FÜR SIE ZUM WOHLGEFÜHL UND GUTEN LEBEN GEHÖRT, DANN WERDEN AM HÄUFIGSTEN NATURERLEBNISSE GENANNT, AUCH FRIEDEN, FREIHEIT UND SICHERHEIT, GESUNDHEIT, FAMILIE UND FREUNDE, GENUG ZU ESSEN UND SAUBERE LUFT ZUM ATMEN Zuerst kam das Eichhörnchen. Es flog wie Klein-Tarzan von Ast zu Ast, bis ganz oben in den Walnussbaum, und schnappte sich eine Nuss. Schon während es die knackte, segelte ein Buntspecht heran, auch er hatte es auf die Walnüsse abgesehen und flatterte mit knackiger Beute im Schnabel wieder davon. Und schon landete der nächste Gast im Baum, ein Eichelhäher. Auch der war erfolgreich. „Mehr brauche ich gar nicht“, seufzte meine Freundin Tanja neben mir auf der Gartenbank, ganz beseelt von dem Vogelschauspiel, ich nickte stumm. Selten zuvor waren wir uns so einig gewesen, was Glück…

UND JETZT? WIRD DOCH NOCH ALLES GUT

Schön, fair + gut

Pflanzen sind das Kleid der Erde Lächeln ist nie aus der Mode…

Schön, fair + gut

Lasst mir mein CHAOS

Neulich in der Buchhandlung blieb mein Blick an dem meterhohen Stapel eines Ratgebertitels hängen, offenbar verkaufte er sich gut. Das Buch hieß: „Räum dich glücklich“. Ausmisten gibt dem Leben angeblich neuen Schwung und sorgt für die Ausschüttung des Glückshormons Serotonin. Ich sehe das aber trotzdem anders. Ich wünsche mir Werke wie: „Ich leg’s dann mal weg“ oder „Warum Aufräumbücher den Schrank verstopfen und die Laune verderben“. Für mich hängt es von der Situation ab, ob und wann ich klar Schiff mache. Nicht immer und in jeder Lebensphase ist es angebracht. Sicher, wir sammeln über die Jahre vielerlei an. Dennoch merke ich: Gerade ab einem bestimmten Alter, wenn sich Verlust an Verlust reiht, ist es neben Familie und Freunden die Beständigkeit der Dinge, die Sicherheit und Halt geben, die Trost spenden,…

Lasst mir mein CHAOS

„ICH HABE MIR DEN MUT ANTRAINIERT“

BRIGITTE WIR: Frau Flitner, Sie haben gerade ein sehr privates Buch über Ihre Familie veröffentlicht. Warum gerade jetzt, und warum haben Sie so lange gewartet? BETTINA FLITNER: Es gab keinen konkreten Anlass. Ich glaube, der Lockdown im März 2020 spielte eine Rolle. Ich hatte keine Fotoaufträge mehr, und in dieser fast unheimlichen Stille habe ich angefangen zu schreiben, es floss einfach aus mir heraus. Von Haus aus sind Sie nicht Schriftstellerin, sondern Fotografin. Wie sind Sie zu dem Beruf gekommen? Ich war erst auf der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin und habe zunächst Filme gemacht, aber das ganze Drumherum hat mich genervt, Gelder müssen organisiert werden, ständig redet einem jemand rein. Ich merkte, dass ich lieber allein als im Team arbeite. Entscheidend war für mich der Fall der Mauer.…

„ICH HABE MIR
DEN MUT
ANTRAINIERT“

Inmitten von Wolken

KUNST UNTER DAMPF Als Fujiko Nakaya (*1933) begann, die Wolken vom Himmel zu holen, war sie bereits eine beachtete Künstlerin. Sie hatte Spinnennetze in bewegte Bilder verwandelt, Sonnenstrahlen gemalt und rauschende Flüsse mit TV-Bildschirmen nachgestellt. Doch sie war unzufrieden, weil sie die unablässige Veränderung der Natur nicht wirklich einfangen konnte – bis sie 1969 anfing, mit Wasserdampf zu experimentieren. Als Erstes hüllte sie einen Pavillon der Weltausstellung in Osaka in künstlichen Nebel. Seither lässt sie den Nebel in Wäldern und Museen aufsteigen, wo er auf Besucher herabsinkt, bis sie darin verschwinden. Das ist nicht nur ein besonderes Erlebnis, sondern auch eins, das den Zauber der Natur beschwört – und dafür wirbt, sorgsamer mit ihr umzugehen. Ganz so wie Nakaya selbst: Ihre Nebelskulpturen müssen nicht transportiert werden und lösen sich am…

Inmitten von Wolken

Liebe an der Leine

ROMANTISCHES GASSIGEHEN IM PARK Hunde sind so was wie flauschige Dating-Apps. Begegnen sich zwei Hundeliebhaber, gibt’s sofort Gesprächsstoff. Fern und Dave haben zwar einen holprigen Start, denn Dave hat seine Schäferhündin nicht angeleint, und der hat Fern und ihren Yorkshire-Mischling verschreckt. Aber trotzdem führen sie ihre Lieblinge schon kurz darauf gemeinsam durch einen Londoner Park. Daraus werden „23 Walks“ (so der Originaltitel), bei denen sich zwischen Fern und Dave eine Romanze entspinnt. Doch der emotionale Ballast, den beide mit sich herumschleppen, lässt sich nicht so einfach abstreifen wie Laub von der Schuhsohle. Dieses liebenswerte kleine Melodram ist zwar buchstäblich unspektakulär wie ein Sonntagsspaziergang, aber genau das macht seinen Reiz aus. Eine glaubwürdige Geschichte über späte Liebe im Zeichen von alltäglichen Sorgen. Ganz ohne Kitsch, aber mit viel Gefühl – und…

Liebe an der Leine

Klassik in Flipflops

ZURÜCK ZU DEN WURZELN An einem heißen Festivaltag in Aix-en-Provence sollten der polnische Countertenor Jakub Józef Orliński und sein Pianist Michał Biel eine Radioaufnahme machen. Kein Problem, war ja nur Ton, und so traten die beiden in Shorts und Flipflops auf. Allerdings stellte jemand die zauberhafte Performance von Vivaldis „Vedro con mio diletto“ als Video auf Youtube – und die Welt war entzückt von dem Kontrast zwischen Outfit und Hochkultur. Orliński hat seither eine steile Karriere hingelegt. Der modelnde Breakdancer/Countertenor nimmt eine Platte nach der anderen auf, doch jetzt kehrt er mit seinem Kompagnon zurück zu den osteuropäischen Wurzeln. Auf „Farewells“ versammeln die beiden polnische Kunstlieder von der Romantik bis zur Moderne. Polnisch als extrem konsonantenreiche Sprache ist eine echte Herausforderung, die Orliński genauso virtuos und mit viel Gefühl meistert…

Klassik in Flipflops

Kochen ist auch Chemie

In Bonnie Garmus’ Roman „Eine Frage der Chemie“ arbeitet die Hauptperson als TV-Köchin. Allerdings nennt sie die Zutaten bei ihren chemischen Namen (Salz ist Natriumchlorid), und sie sieht ihre Gerichte eher als chemische Versuchsanordnung, denn als Rezept. Die ernsthafte Art, mit der sie sich an ihre meist weiblichen Zuschauer richtet, lässt diese eine Wertschätzung erleben, die sie als Hausfrau in den 1960er-Jahren sonst nur selten erfuhren. IHRER ZEIT WEIT VORAUS Elizabeth Zott ist Amerikas liebste Fernsehköchin. Dabei wollte sie immer nur Chemikerin sein. Wie die unangepasste Wissenschaftlerin Amerikas Hausfrauen in den frühen 60er-Jahren aufrüttelt, erzählt Bonnie Garmus in ihrem Debüt mit schrägem Charme. Denn Elizabeth Zott ist alles andere als die perfekte Hausfrau. Sie hat eine uneheliche Tochter, einen Hund mit Namen Halb Sieben und wollte einfach nur forschen. Leider…

Kochen ist auch Chemie

Außerdem lesenswert

Alles auf Anfang Von Menschen mit Mut zum Neuanfang erzählt Gisela Steinhauer in ihrem ersten Buch „Der schräge Vogel fängt mehr als den Wurm!“. Die Autorin ist eine begnadete Interviewerin, das beweist sie den Hörer*innen ihrer Radiosendungen beim WDR („Sonntagsfrauen“, „Tischgespräch“) immer wieder. Und so empfinden das auch ihre Gesprächspartner*innen: „Ein Interview mit Gisela Steinhauer ist wie ein Tanz. Sie führt – und beide schweben elegant und sicher über das Parkett“, sagt Dörte Hansen. Aus ihren Begegnungen mit weiteren Autor*innen wie Cornelia Funke oder Hape Kerkeling, aber auch mit Schamanen und ganz normalen „schrägen Vögeln“ hat sie diese inspirierende Aufforderung gemacht, im Leben immer wieder Neues zu wagen. Und jetzt alle Das Wir ist stärker als das Ich. In „Wir Frauen zusammen. Geschichten von Einigkeit, Mut und Leidenschaft“ erzählt Rita…

Außerdem lesenswert

Wildkräuter finden

Es summt und brummt, zwitschert und zirpt. Die Wiesen leuchten in unzähligen Grüntönen. Erste Blümchen recken ihre farbspektakeligen Köpfe aus dem Gräsermeer. Im Frühsommer durch die Natur zu streifen ist ein Genuss für alle Sinne. Für mich gehört unbedingt auch mein Geschmackssinn dazu, denn was am Wegesrand ganz ohne Pflanzplan und Gärtner*innen-Daumen wächst und gedeiht, kann oft genug in den Kochtopf, auf eine Scheibe Abendbrot oder unmittelbar beim Waldspaziergang in den Mund wandern. Überall in der Natur lassen sich essbare Kräuter finden. Ganz so einfach ist es aber nicht. Denn das Wildkräuterwissen ist verschüttet und ungleich verteilt. Die Großeltern-Generation erinnert sich noch, dass aus Löwenzahn Honig werden kann, Brennnesselspinat ein Leckerbissen ist und Gänseblümchen nussig-mild schmecken. Bei vielen ist das Wissen aber verknüpft mit großer Not: Meine Mutter musste wie…

Wildkräuter finden

Date mit dem SOMMER

Endlich wieder Wetter für lange Tage und leichte Kleidung, Tschüs Boots, hallo Badeanzug und Liegestuhl! Jetzt gibt es kaum Schöneres, als rauszugehen und sich zu entspannen – im warmen Sand irgendwo am Strand. Wie gut es sich doch anfühlt, den Windhauch und die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut zu spüren. Das helle Licht lässt außerdem Glückshormone durch unseren Körper wandern. Dadurch entsteht an Sommertagen dieses freudig-quirlige Gefühl im Bauch, das langsam wächst, uns ausfüllt und dann ganz automatisch von innen leuchten lässt. Man könnte glatt meinen, wir strahlen mit der Sonne um die Wette – und manchmal sogar noch mehr, weil wir mit schmeichelnden Beautyprodukten nachgeholfen haben. Ein bisschen hübsch machen Letzte Vorbereitungen vorm Rausgehen – Sommerpflege für den Body Kommen Arme, Beine und Füße nach lichtarmen Monaten wieder an…

Date mit dem SOMMER

Kosmetik in Kürze

DUFT Natürlich strahlen Bergamotte, Rosenakkorde, Moschus und Zedernholz: „Cristal“ von Narciso Rodriguez riecht sinnlich und blumig, versprüht gleichzeitig aber auch frische Noten. Wer dahintersteckt? Die bekannte Parfümeurin Natalie Gracia-Cetto. „Meine Vision war die Kreation eines Dufts, der das innere Leuchten einer Frau verkörpert und ihre natürliche Schönheit und Sinnlichkeit widerspiegelt“, verrät sie. Wichtig war ihr auch die nachhaltige Herstellung. So sind 85 Prozent der Inhaltsstoffe natürlichen Ursprungs, die Bergamotte stammt aus ethischem Anbau, und die Rosennote wird aus Rosenwasser, eigentlich ein Abfallprodukt der Blütendestillation, gewonnen. 50 ml EdP, ca. 90 Euro WIR machen uns schön DURSTLÖSCHER Die „Pop Art Hyaluron Moisture Flash“-Ampullen mit Micro-Hyaluron versorgen durstige Haut mit ganz viel Feuchtigkeit und Frische. Auch toll: die Box im neuen Design. Von Dr. Grandel, 5 x 3 ml, ca. 20 Euro,…

Kosmetik in Kürze

Unterwegs in der Schweiz

Ich entstamme einer Familie heiterer Frauen. Wann immer sie an einen See, Weiher, Fluss oder ans Meer kamen, sprangen sie hinein. „Herrlich!“, riefen sie, völlig unabhängig von Wetter und Wassertemperatur. „Wunderbar! Ist das schön!“ Es war keine sportliche Angelegenheit, sondern eine der puren Freude. Hatten sie einmal keinen Badeanzug dabei, tat es auch die Unterhose. Ich lernte, bevor ich laufen und sprechen konnte: Wenn man sich ins Wasser begibt, kommt das Glück herbei. Zu dem Zeitpunkt, um den es hier geht, ist es höchste Zeit für ein wenig Glück, also fahre ich in die Schweiz. Dort schimmern blitzsaubere Naturgewässer zuhauf und gleich zwölf hübsche Freiluftbadeanstalten, in denen Frauen unter sich sein können. „Fast alle Probleme im Leben lassen sich durch schwimmen lösen. Das ist den meisten Menschen nicht klar“(Schriftsteller John…

Unterwegs in der Schweiz

„Früher habe ich jeden Tag an die beiden gedacht“

Ab und zu tut ihr das Herz weh, obwohl sie körperlich gesund ist. Schon seit Jahren hat Uta Friedmann* diese Beschwerden: Seit sie ihre beiden Enkel, die Kinder ihres Sohnes, nicht mehr besuchen darf. Im Krankenhaus, wo sie sich untersuchen ließ, wurde das Broken-Heart-Syndrom festgestellt, Schmerzen in der Brust, die bei starker emotionaler Belastung auftreten können. Die Trennung hat ihr sozusagen das Herz gebrochen. „Die Beschwerden treten immer dann auf, wenn ich daran denke, dass ich meine Enkel nicht sehen kann“, sagt die 78-Jährige. Das letzte Mal hat sie die Kinder vor zehn Jahren besucht, sie weiß sogar das genaue Datum. Ihren dritten Enkel, den 20-jährigen Sohn ihrer Tochter, sieht sie dagegen regelmäßig. Jan* und Paula*, die Kinder ihres Sohnes, sind Zwillinge. Geboren 2004. Sie wohnen nicht weit entfernt von…

„Früher habe ich jeden Tag an die beiden gedacht“

Zeit, dass sich was dreht

Sie ist sechs, als ihr auf dem Pausenhof zum ersten Mal ein kleiner Filzball vor die Füße rollt. Als sie ihn zu den Jungs zurückkickt, ist sie schon ein bisschen verliebt. Ein paar Wochen später sieht sie ihre erste TV–Übertragung eines Fußballspiels: Deutschland steht gegen England im WM–Finale. Danach ist es endgültig um sie geschehen. Wo immer die Jungs sie mitspielen lassen, jagt das schüchterne, dürre Kind von nun an dem Ball hinterher: auf der Straße, im Garagenhof, im Garten. Hauptsache draußen. Mädchenfußball als Vereinssport gibt es in den 1960er-Jahren noch nicht in Deutschland, ist im Deutschen Fußball-Bund (DFB) sogar verboten. Mehr als ein halbes Jahrhundert später laufen sich auf einem Kunstrasenplatz in Hamburg ein Dutzend Frauen warm. Es regnet in Strömen, doch alle strahlen vor Glück, während sie noch…

Zeit, dass sich was dreht

Die liebe Verwandtschaft

„Wenn Julia wieder mit diesem Thermomix anfängt, drehe ich durch“, bellt mein Mann, der Küchengeräte hasst. Julia ist unsere Schwiegertochter und sagt ständig: „Ich kann mir ein Leben ohne den ‚Thermi‘ nicht mehr vorstellen.“ Sie und unser Sohn nehmen ihn sogar mit in den Urlaub. Mein Mann hingegen findet, es sollte Thermi-freie Zonen geben, insbesondere bei uns zu Hause. Und im Garten, wo wir bald wieder feiern wollen. Ach, ich liebe unsere Sommerfeste. Schon Wochen vorher bestelle ich Getränke und Fleisch, grüble über Salate und Torten nach, hole bestickte Leinendecken aus der Truhe und darf die Kroketten nicht vergessen. Ein Fest ohne Kroketten und Braten mit Soße ist für mich nicht vorstellbar. „Aber auf keinen Fall kann deine Freundin Miriam neben meinem Freund Stephan sitzen, die schlagen sich die Köpfe…

Die liebe Verwandtschaft

Ist der 66-Jährige ...

... der Neuerfinder des Fußballguckens?... ein altersweiser Streetworker?... ein lange verhinderter Liedermacher?... oder von allem etwas? Vor ein paar Monaten ist Christian gestorben. Er hatte am selben Tag Geburtstag wie Reinhold Beckmann, nur zwei Jahre früher. Er war ein Freund, ein enger für lange Zeit. Dann kam der Krebs, ein paar Wochen später war es vorbei. „Das ging so schnell“, sagt Beckmann und fixiert die sehr große Tischplatte in seinem Loft. Es beschäftigt ihn, die Traueranzeige liegt immer noch oben auf dem Zeitungsstapel. „Wenn ein Freund so geht, dann tut das weh“, sagt Beckmann, „wir hätten noch … wir haben … es ist so …“ Und dann schweigt er und nimmt einen Schluck Kaffee. Seit mehr als 40 Jahren ist Reinhold Beckmann ein Mann des öffentlichen Wortes, als freier Journalist,…

Ist der 66-Jährige ...

Es war einmal ... ein schwuler Prinz

Da ist Schneewittchen, deren Haut nicht weiß wie Schnee ist, sondern golden wie Herbstlaub, weshalb sie „Goldlaub“ heißt. Es gibt das Rehlein, das wie ein Mädchen aussieht, sich aber als Junge fühlt. Und den Prinzen, dem einfach keine Prinzessin gefallen will. In „Märchenland für alle“ wird ihre Geschichte erzählt. Dorottya Rédai, Genderforscherin an der Central European University in Budapest und Aktivistin der Labrisz Lesbian Association, realisierte mit 17 ungarischen Autor*innen das Buch, das in Ungarn zum Skandal wurde – doch in anderen Ländern Europas gefeiert wird. Denn jede dieser teils rührend, teils witzig erzählten Neuinterpretationen klassischer Märchen ist ein Plädoyer für mehr Vielfalt und Selbstbestimmung und regt an, starre Rollenbilder und Vorurteile infrage zu stellen. Vor allem bei Kindern soll so Offenheit und Akzeptanz gefördert werden – damit Anderssein selbstverständlich…

Es war einmal ... ein schwuler Prinz

4 KILO in 10 Jahren

Matratzenshopping? Oft keine schöne Aufgabe. Denn erstens gibt es irre viele, oft verwirrende Informationen zu Matratzen. Zweitens sind die Dinger sperrig und kostspielig, sodass Fehlkäufe richtig wehtun. Und drittens trennt man sich sowieso nur ungern von ihr, wenn man erst mal eine gefunden hat, auf der man es bequem hat. Wie Sie die Lebensdauer Ihrer Schlafmatte verlängern, wann eine neue sinnvoll ist und worauf es dabei ankommt, erklären wir hier. 1. ICH SCHLAFE SEIT 15 JAHREN AUF MEINER MATRATZE – EIN PROBLEM? Nicht unbedingt. In der Regel wird zwar empfohlen, Matratzen spätestens nach acht bis zehn Jahren auszutauschen, das hat aber vor allem hygienische Gründe, da Matratzen jede Menge Schweiß, Hautschuppen und Partikel aller Art aufnehmen. „Nach zehn Jahren ist die Matratze ungefähr vier Kilo schwerer“, sagt Claudia Wieland vom…

4 KILO in 10 Jahren

FREIHEIT für die Zehen!

Angelina Jolie hat einen, genau wie Schauspielkollegin Tilda Swinton, Designerin Victoria Beckham oder Menschenrechtsanwältin Amal Clooney. Wer an einem Ballenzeh leidet, dem sogenannten Hallux valgus, befindet sich also in prominenter Gesellschaft. Allein in Deutschland sind schätzungsweise etwa zehn Millionen Menschen betroffen, Frauen neunmal häufiger als Männer, jenseits der 65 leidet sogar mehr als jede Dritte daran. AUFFÄLLIG BEI DER FEHLSTELLUNG IST EINE BEULE, DIE SICH AN DER INNENSEITE DES FUSSES BILDET. Um ein Überbein, wie viele meinen, handelt es sich dabei aber nicht. Vielmehr spreizt sich der Knochenstrahl, der den Mittelfuß mit der großen Zehe verbindet, stark ab. Die Großzehe selbst legt sich wiederum zur anderen Seite, also zu den kleineren hin um – das Gelenk an ihrem Ursprung springt so nach und nach immer deutlicher hervor. Das finden viele…

FREIHEIT für die Zehen!

NACHGEFRAGT Blaseninfekte selbst behandeln?

Wie oft kommen Kundinnen mit typischen Blasenbeschwerden wie vermehrtem, schmerzhaftem Wasserlassen zu Ihnen? Das tritt manchmal sehr gehäuft auf, zum Beispiel in der Übergangszeit, wenn es draußen oft schon wärmer aussieht, als es ist. Auskühlung durch zu luftige Kleidung ist ein Faktor für eine Blasenentzündung. Was empfehlen Sie dann? Bei starken Schmerzen, Blut im Urin oder Fieber sollte man auf jeden Fall zur Ärztin bzw. zum Arzt. Bei unkomplizierten Infekten, die man selbst behandeln kann, ist D-Mannose mein Favorit. Dieser Zucker umhüllt die Bakterien, sodass sie sich nicht an der Blaseninnenwand anheften, und unterstützt das Ausspülen der Bakterien, wenn man viel trinkt, z. B. Blasentees. Welche pflanzlichen Mittel gibt es? Der Klassiker sind Bärentraubenblätter, die leicht desinfizierend wirken, Goldrute und Orthosiphon haben eher harntreibende Wirkung. Es gibt sie auch als…

NACHGEFRAGT
Blaseninfekte selbst behandeln?

Wenig Konsumgüter sind besser kontrolliert als Medikamente, was den Herstellungsprozess angeht. Und natürlich wachen Pharmafirmen, Großhändler und Apotheken über Umsatz- und Stückzahlen. Aber was passiert mit einem Arzneimittel, wenn es den Tresen überquert hat? Viel zu oft jedenfalls erreicht es am Ende des Tages nicht den Rezeptor oder das Enzym im Körper, an dem es seine Wirkung entfalten könnte. Rund die Hälfte aller Medikamente, die zur Dauerbehandlung gedacht sind, werden nicht oder nicht wie verordnet genommen. Dabei gilt: Je mehr Arzneien, desto schlechter die Therapietreue. Es geht also vor allem um Mittel, die Herzinfarkt und Schlaganfall vorbeugen sollen, indem sie die Risikofaktoren für zu hohe Blutdruck– und Blutfettwerte bekämpfen. Dazu braucht es sehr häufig zwei, drei oder vier Arzneistoffe gleichzeitig – und zwar dauerhaft. Legen Sie Ihr Mittel dort ab,…

UND WAS GIBT’S DA SO? Von innen heraus schön

Um unsere Haut und Haare kümmern wir uns täglich, zumindest wenn es um die äußerliche Reinigung und Pflege geht. Aber wahre Schönheit kommt bekanntlich von innen – und zwar nicht nur im übertragenen Sinne, weil der Charakter einer Person beeinflusst, wie attraktiv wir sie finden, sondern ganz wörtlich: Führen wir unserem Körper all das zu, was er braucht, um gesund zu bleiben, gönnen wir ihm ausreichend Erholung und Schlaf und halten wir ihn fit, lässt sich das auch an seiner Oberfläche ablesen. Besonders wichtig für die Haut sind Vitamin C und Zink, die unter anderem an der Kollagenproduktion beteiligt sind – des Strukturproteins also, das Haut und Bindegewebe elastisch hält –, sowie generell Antioxidantien, die vor oxidativem Stress als einer Ursache vorzeitiger Hautalterung schützen. Biotin, manchmal auch als Vitamin H…

UND WAS GIBT’S DA SO?
Von innen heraus schön

Lila und lecker

MARACUJA MIT SCHNELLEM HEIDELBEERLAVENDEL-EIS (3 Portionen) ZUTATEN 250 g Vanilleeis (z. B. von Mövenpick); 150 g TK-Heidelbeeren; 3 Maracujas (Passionsfrüchte); 1–2 EL Lavendelsirup (z. B. von Monin), ersatzweise Holunderblütensirup; einige unbehandelte Lavendelzweige mit Blüten für die Deko ZUBEREITUNG 1 Vanilleeis und Heidelbeeren leicht antauen lassen. 2 Die Maracujas halbieren, das Fruchtmark mit den Kernen mit einem Teelöffel auslösen und als Soße für das Eis beiseitestellen. 3 Heidelbeeren und Lavendelsirup in einem Mixer oder mit dem Stabmixer fein pürieren. Das Eis dazugeben, kurz durchmixen, in die Maracuja-Schalenhälften füllen und für mindestens 2 Stunden einfrieren. 4 Eis vor dem Servieren mit ein paar Lavendelblüten bestreuen und die Maracuja-Soße dazureichen. Tipp: Maracuja-Fruchtmark schmeckt auch gut in Naturjoghurt oder Müsli gerührt. LILA KARTOFFELSALAT MIT SPECK (4 Portionen) ZUTATEN 750 g lila Kartoffeln; Salz; 2…

Lila und lecker

Das ist Jhr Autbruch !

Sie sind über 60 und haben etwas Neues gewagt – ein Unternehmen oder einen Verein gegründet, sich gesellschaftlich oder sozial engagiert? Sie setzen sich für Tiere und Umwelt ein, haben noch einmal eine Ausbildung begonnen oder sind um die Welt geradelt? BRIGITTE WIR und der Verein Wege aus der Einsamkeit e.V. (Wade) suchen Sie – eine Frau, die ihre Ideen, Pläne, Projekte und Visionen beherzt in die Tat umsetzt. Bewerben Sie sich selbst, oder schlagen Sie uns Menschen vor, die Sie begeistern. Bewerbungen mit kurzer Beschreibung und Foto per E-Mail an: mensch60plus@brigitte-wir.de Die Gewinnerin der Aktion Mensch 60+ laden wir nach Hamburg ein zum Weltseniorentag am 1. Oktober 2022. Die Auszeichnung wird bei der Gala-Veranstaltung zum Weltseniorentag übergeben. Der Gewinn beinhaltet die Anreise für zwei Personen innerhalb Deutschlands, eine Übernachtung…

Das ist Jhr Autbruch !

Danke, ich finde alleine raus

Warum können Fitnesstrainerinnen nicht zählen? „Noch zehn!“, ruft die Vorturnerin, „neun, acht!“ Ich schwitze, während ich leise mitzähle. Ich bin jetzt bei eins angekommen, doch die Trainerin bellt: „… und sieben, sechs!“ Sport war für mich immer eine unverdiente Strafe. Ich fand eigentlich, dass ich mir eine Runde auf dem Sofa verdiente, nachdem ich tagsüber so viel geleistet hatte. Mit Tee, einer harmlosen Serie und Süßigkeiten. Schon während meiner Schulzeit wurde ich mit Schokoriegeln belohnt. Sagt jemand, ich soll mir das abgewöhnen, reagiere ich wie Gollum in „Der Herr der Ringe“: „Garstige Hobbits wollen unseren Schatz wegnehmen?!“ Die meiste Zeit meines Lebens habe ich also sitzend verbracht. Durch die eingesunkene Haltung ist ein Faltengebirge in der Körpermitte entstanden, das von Süßigkeiten stabilisiert wird. Dass ich mich bis Konfektionsgröße 46 hochgefuttert…

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