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29 Articles

Liebe Leserin, SCHON LANGE steht die Verabredung mit der Freundin. Doch als der besagte Abend kommt, ist es kalt und regnerisch, das Auto in der Werkstatt, außerdem zwackt der Rücken, und im Fernsehen kommt doch diese interessante Doku über die Schweizer Bahnen. „Sag ab“, schmeichelt eine Stimme im Kopf, „das lässt sich doch locker verschieben.“ Eine andere kräht: „Du musst mal unter Leute, Mensch!“ Und jetzt? Es ist nicht leicht, auf die innere Stimme zu hören, das stellt auch Birgit Schönberger in ihrer Titelgeschichte dazu fest (S. 18). Denn es gibt leider nicht nur eine davon in unserem Kopf, sondern immer gleich einen kompletten Chor – der ungefähr so harmonisch wie ein Badeenten-Treffen klingt. Trotzdem können wir aus all den Tönen den einen herausfiltern, der zum Leitmotiv taugt, davon sind…

MEIN SILBERFISCH

Meine Freundin, der Silberfisch, hat ein Zuhause voller Kunst und Erinnerungen. Meist steckt das jeweils eine im anderen. Jeder Raum, jede Ecke umfasst dabei eine eigene Welt, vielmehr noch: einen Teil meiner Freundin. Wobei ich nicht genau weiß, ob das wirklich stimmt, es wirkt jedenfalls so – auf mich. Die Küche zum Beispiel: Auf der niedrigen Fensterbank, das habe ich an dieser Stelle schon mal erzählt, stapeln sich Silbertabletts, Holzbretter, Servierschalen und Aschenbecher, auf denen in Taillenhöhe und leichter Schieflage eine Orchidee thront. Das ganze Sammelsurium an Einzelteilen ergibt ein wunderbares Gesamtgebilde, in dem sich alles gegenseitig hält und stützt. An den Seiten kann ich ohne Probleme mal das ein oder andere Objekt herausziehen, dort sind die wechselnden oder austauschbaren Teile platziert. Aber der Kern – den fasse ich nicht…

MEIN SILBERFISCH

„ STIMME MIT DER HAUT KANN UND MAN HERZEN BERUHREN “

Das Telefon klingelt auf die Minute genau, als Marianne Rosenberg anruft. Ihre Stimme klingt bei der Begrüßung ein bisschen tiefer als erwartet und nach Chefin. Aber gleich nach den ersten Sätzen ist sie wieder da: die alte Vertrautheit. Marianne Rosenbergs Stimme gehört für all jene, die mit Dieter Thomas Hecks „ZDF-Hitparade“ und Ilja Richters „Disco“ groß geworden sind, zum Soundtrack des Lebens. Vor 52 Jahren sang sie ihren ersten Hit, Titel „Mr. Paul McCartney“. Zu diesem Jubiläum hat sie im März 2020 ein neues Album herausgebracht: „Im Namen der Liebe“. Zu hören sind darauf ihre aktuellen eigenen Stücke und ihre Klassiker wie „Lieder der Nacht“ oder „Marleen“. Die Platte stürmte in kürzester Zeit auf Platz eins der Album-Charts. Die Tour habe Corona allerdings „im vollen Galopp gestoppt“, bedauert sie, sie…

„ STIMME MIT DER HAUT KANN UND MAN HERZEN BERUHREN “

Hallo, wer spricht da ?

Die Intuition ist gefühltes Wissen, das viel schneller im Bewusstsein ankommt als das Ergebnis einer rationalen Abwägung Ich lag auf der Matte am Ende einer anstrengenden Yogastunde und freute mich auf Shavasana, diese köstlichen Minuten der Tiefenentspannung. Nach und nach fiel alles von mir ab. Während ich wohlig in die Matte einsank, sah ich plötzlich meine Mutter vor mir. Sie winkte mir zu, als würde sie zu einer Reise aufbrechen. Eine Stimme in mir sagte: „Es ist so weit. Sie wird bald sterben, sie hat sich gerade von dir verabschiedet.“ Am liebsten hätte ich die Stimme ignoriert. Doch es ging nicht. Ich lag da und konnte nicht weglaufen, weder innerlich noch äußerlich. Und auf irgendeiner geheimnisvollen Ebene der Wahrnehmung wusste ich, dass es zutraf. Ich rief meinen Vater an. Er…

Hallo, wer spricht da ?

„Alles jut“, sagt Franziska Steinhauer. Das sagt sie oft, und man glaubt es ihr sofort. So wie sie am Steuer ihres Mini Cabrios sitzt und sich die blonden Haare aus dem Gesicht pustet – energisch, drahtig, alterslos –, würde man ihr ohne Zögern ein Baby, einen Hund oder eine seltene Topfpflanze anvertrauen. Wenn sie bloß nicht dauernd durch das Autofenster zeigen und sagen würde: „Da, da hab ich auch eine Leiche liegen.“ Autorinnen und Autoren von Regionalkrimis siedeln ihre Geschichten gern in idyllischen Gegenden an – es schaudert sich schöner, wenn das Grauen genau da lauert, wo andere Urlaub machen. Bei Steinhauer ist es eine der schönsten Natur- und Kulturlandschaften Deutschlands: der Spreewald. Auf ihrem Weg vom Lausitzer Bergland nach Berlin bildet die Spree 100 Kilometer südlich von Berlin ein…

Spür mal, wie das duftet!

Pflanzen sprechen eine Sprache ohne Worte. Mittels feinster Duftmoleküle kommunizieren sie untereinander, warnen vor Fressfeinden oder locken Bestäuber an. Obwohl wir die botanischen Botschaften nicht verstehen, ziehen sie uns in ihren Bann: Die verströmten Aromen öffnen unsere Seelen, schärfen unsere Gedanken oder lassen uns gelöst entspannen. Denn die Moleküle wirken nicht nur auf die Haut, sondern auch auf das limbische System, jenen Bereich unseres Gehirns, der Emotionen verarbeitet und die Ausschüttung von Glückshormonen auslöst. Und sie wirken auf den Hippocampus, zuständig für Erinnerungen. MAGISCHE ESSENZEN Die Aromatherapie, ein Gebiet der alternativen Heilkunde, setzt ätherische Öle ein, um unser Wohlbefinden zu steigern. Die Extrakte, die etwa per Wasserdampfdestillation aus Schale, Blüten, Wurzeln oder Holz gelöst werden, können aus mehreren Hundert unterschiedlichen Verbindungen bestehen. Sie kommen als Duftzutat in Parfüms, Kerzen, Raum-…

Spür mal, wie das duftet!

Pflegende Begleiter mit Wohlfühl- Note

Aufheiternde Zitrone, Tonkabohne und ein samtiges Fingerspitzengefühl: „Glücksgefühle Handcreme“ von Primavera, 50 ml, ca. 10 Euro Optimismus und Tatkraft: „Joy“- Mood-Spray von Beautifulscents mit Lemongrass und Feueropal, 100 ml, ca. 76 Euro Limette, Grapefruit und Mandarine machen gute Laune: „Vino Gold No. 1“ von M. Asam, 100 ml EdP, ca. 25 Euro Sanfte Träume mit Lavendel und Vetiver: „Sleep Calming Pillow Mist“ von The Body Shop, 100 ml, ca. 16 Euro Sinnliche Rose für unterwegs: „Irresistible Concrete“-Duftstick von Givenchy, EdP, ca. 36 Euro, limitiert bei Douglas Belebender Zitrus-Mix: „Eau Extraordinaire Spray“ von Clarins mit Acerola und Goethe-Pflanze, 100 ml, ca. 50 Euro Entspannt: „Stress-Fix Composition Oil“ von Aveda mit Muskatellersalbei und Lavendel, 50 ml, ca. 32 Euro Erholsam dank Zirbelkiefer und Johannisbeerkraut: „Waldbaden Schaumbad Ruhe“ von CD, 500 ml, ca.…

Pflegende Begleiter mit Wohlfühl- Note

Kosmetik in Kürze

PFLEGE Neu aufgelegt Die reichhaltige „Nutrix“-Creme von Lancôme gibt es schon seit 1936 – sie war das erste Pflegeprodukt des französischen Kosmetikherstellers. Um den Klassiker zu verbessern, wurden langjährige „Nutrix“-Nutzerinnen in den Entwicklungsprozess miteinbezogen. Das Ergebnis: eine Formel mit einem höheren Anteil an Ölen, Wachsen und Lanolin. Besonders Letzteres schützt empfindliche, vom Winter strapazierte Haut. Denn Lanolin bindet Feuchtigkeit und macht den Teint so widerstandsfähiger. Spannungsgefühle und Irritationen werden gelindert und die Hautbarriere gestärkt. 50 ml, ca. 30 Euro WIE WIRKT DAS? Festes Shampoo Das „Shampooing solide nourrissant“ von Clarins steckt voller pflanzlicher und biologischer Inhaltsstoffe, die das Haar schonend reinigen und pflegen. So machen Argan- und Kamelienöle die Mähne geschmeidig weich. Aber auch für die Umwelt gibt es gute Nachrichten: Für die Herstellung des Stücks wird kein Wasser benötigt…

Kosmetik in Kürze

»NIRGENDS WIRD SO VIEL GELOGEN WIE IM ERBRECHT«

BRIGITTE WIR: Herr Ruby, das Testament ist gemacht, der Besitz verteilt, die Tochter soll das Ferienhaus bekommen, der Sohn das Wohnmobil. Alles paletti, oder? GERHARD RUBY: Nein, solche sogenannten Verteilungstestamente sind die schlimmsten. Sie bereiten riesengroße Probleme in der Abwicklung. Viele Menschen verteilen ihr Hab und Gut, Stück für Stück, aber es fehlt das Wichtigste, die Erbquote. Sie müssen explizit schreiben: Meine Kinder sollen zu gleichen Teilen erben. Oder: Die eine soll ein Viertel und der andere drei Viertel bekommen. Aber das fehlt in vielen Laientestamenten. Und dann muss das Gericht die Erbquote ermitteln? Genau. Das Nachlassgericht betrachtet die Erbmasse immer als Ganzes mit allem, was dazugehört, Vermögen wie Schulden – die ganze Erbschaft steckt in einem Sack. Wie viel jeder daraus bekommt, muss der Erblasser festlegen. Tut er das…

»NIRGENDS WIRD SO VIEL GELOGEN WIE IM ERBRECHT«

Kinder, was ist das schön!

Sonntagmorgen, alles schläft. Noch etwas müde trete ich in den kühlen blassblauen Tag. Am Ende der Straße sehe ich das matte Licht der Bäckerei. Das Schaufenster ist beschlagen, die Glöckchen an der Tür läuten beim Öffnen, und die Verkäuferin grüßt freundlich, während sie die Hände an ihrer mehlbestäubten Trägerschürze abklopft. Ich atme tief den betörenden Duft von Schokolade und frischen Brötchen ein: „Zwei Schoko-Croissants, bitte.“ Draußen setze ich mich in die ersten Frühlingssonnenstrahlen und beiße genussvoll in eins der Hörnchen, es ist noch warm. Himmlisch, dieses süße, butterweiche Glück. Welch ein Morgen! Doch – leider viel zu selten. Oft nehme ich mir nicht die Zeit, zum Bäcker zu gehen, schiebe eine abgepackte Scheibe Weißbrot in den Toaster. Reiner Selbstbetrug! Die Universität Göttingen hatte vor ein paar Jahren gefragt: „Was und…

Kinder, was ist das schön!

SPIELEN SIE MIT DER MODE

HANDARBEIT DER TREND LÄSSIG, BUNT, BOHO Kreativdirektor Pierpaolo Piccioli zeigt uns in seiner Frühjahrs- und Sommerkollektion für Valentino, wie es geht – bequem und lässig: klassische Hemdbluse und weite Jeans im Used Look zum aufwendig bestickten Mantel. Ob Stickerei, Flechtwerk oder Gehäkeltes – Handarbeit ist gerade das Thema auf den internationalen Laufstegen und liefert tolle Anregungen zum Selbermachen. STREIFEN & KAROS DER TREND SPIELERISCH, LEICHT, SCHWUNGVOLL Experimentieren Sie mit Streifen und Karomustern in hellen Tönen, wie hier bei Jil Sander. Das Spiel mit Farben und Mustern bringt Schwung ins Outfit und zeigt, dass Mode ein Augenzwinkern verträgt. ABSTRAKTE MUSTER DER TREND PLAKATIV, FLIESSEND, FARBIG Effektvolle Muster zwischen Op-Art und optischer Täuschung, wie hier bei Pertegaz, feiern ihr Comeback. Klare geometrische Formen mischen sich mit weichen Farbverläufen und erinnern an die…

SPIELEN SIE MIT DER MODE

Grenzenlos ENGAGIERT

Manche Erlebnisse lassen die Ärztin nicht los. Wie jene Szene im Frauengefängnis von Kabul, als sie 2012 einen ihrer Einsätze in Afghanistan hatte. Damals traf sie dort auf ein Mädchen, 12 oder 13 Jahre alt. In einem roten Samtkleid besuchte die Kleine ihre Mutter, die von ihrem Mann verprügelt worden war, doch sich heftig gewehrt hatte – und dafür inhaftiert worden war. Die Frau hatte ihr Kind umarmen wollen, das Mädchen jedoch stand da wie erstarrt. Wohl auch, weil sie in Begleitung ihres dominanten Onkels war, der ihr gewiss oft erzählt hatte, wie böse die Mutter war, wie schlimm es war, was sie getan hatte. Das Mädchen wollte weg von dieser Mutter, nur weg. Die Entfremdung sei unüberbrückbar gewesen, vielleicht sei sie es bis heute, sagt Monika Hauser. „Mich hat…

Grenzenlos ENGAGIERT

Frische Luft, bitte

LUFT SEHEN, FÜHLEN UND BEWAHREN Im Kunstmuseum Bonn pustet, weht und bläst es, es steigen bunte Rauchschwaden auf, aber auch giftige Dämpfe. Denn es geht um Luft und darum, wie sie in der Kunst zum Material wurde. Marcel Duchamp soll der Erste gewesen sein, der sie in ein Kunstwerk verwandelte: als er 1919 einem New Yorker Sammler ein kleines verschlossenes Glasgefäß mit angeblicher „Air de Paris“ überreichte. Andy Warhol hingegen ließ in den 1960ern luftgefüllte „Silver Clouds“ durch seine Factory schweben, Piero Manzoni goss seinen Künstleratem in Gummi, und Marina Abramovic und Ulay hielten in einer Performance so lange die Luft an, bis sie fast ohnmächtig wurden. Auf welch vielfältige Weise Luft, die so flüchtig wie existenziell und zugleich so alltäglich ist, in der Kunst verwendet wird, zeigen mehr als…

Frische Luft, bitte

Richtig tolle Trolle

MEHR ALS NUR KLASSISCHE KUNST Helsinki, 1944: Während Tove Jansson (Alma Pöysti) von einer Karriere als Künstlerin träumt, hält sie sich mit Illustrationsaufträgen über Wasser. Zum Spaß erfindet sie die Mumins: nilpferdartige Fabelwesen, die in einer versponnenen Welt leben. Für ihren Vater, einen bekannten Bildhauer, ist das nur Kritzelei, keine Kunst. Ein Dilemma, das auch Tove immer wieder zu schaffen macht. Ebenso wie ihre komplizierte Liebesbeziehung zu dem verheirateten Politiker Atos und der Theaterregisseurin Vivica. Freigeistig und stark mit einem Boheme-haften Lebensstil, gleichzeitig von Selbstzweifeln geplagt – so schildert das einfühlsame Porträt die Mumins-Erfinderin. Ihre Figuren traten in den 50er-Jahren dann doch ihren Siegeszug um die Welt an und sind längst so etwas wie Finnlands Nationalschatz.…

Richtig tolle Trolle

SCHÖNHEIT, FREIHEIT, MELANCHOLIE „ WIR SIND 60. WIR SIND VIEL ZU ALT, UM IMMER NOCH UNSEREN ELTERN DIE SCHULD FÜR ALLES ZU GEBEN“ Roland Orzabal, Tears for Fears Gleich im ersten Stück ihrer neuen Platte „The Tipping Point“ (Universal) lassen Roland Orzabal und Curt Smith so einen Satz raus, der alles über sie sagt. „We punish the children for flying too high“, singen Tears for Fears in „No Small Thing“ und erklären: Freiheit, das ist keine kleine Sache. Sie wissen das. Sowohl Orzabal als auch Smith hatte im englischen Bath eine fürchterliche Kindheit. Ihren Bandnamen haben sie aus einem Buch des amerikanischen Psychotherapeuten Arthur Janov, der die Primärtherapie begründet hat. Und die sagt: Die Grundlage für die meisten Katastrophen der Menschen wird in früher Kindheit gelegt. Daran arbeiten sich die…

Sex und Lebenslügen

VERLIEBT, VERLOBT, VERWIRRT Am Anfang denkt man noch, es würde sich um eine Komödie handeln à la „Frau mit bengalischen Wurzeln ehelicht Engländer, dessen Mutter eine bekannte Feministin ist“. Aber Monica Alis Roman geht viel tiefer. Yasmin und Joe wollen heiraten, aber beide haben Geheimnisse voreinander. Noch mehr Geheimnisse schlummern in den Beziehungen der jeweiligen Familienmitglieder. Yasmin bewundert die Ehe ihrer Eltern, die gegen alle Konventionen doch eine Liebesheirat war, aber dann bricht auf einmal Yasmins Mutter Anisah mit dem Vater und zieht bei Joes libertärer Mutter ein … Monica Ali glänzt mit einem Beziehungsroman, der es wirklich in sich hat. Monica Ali, geboren 1967 in Dhaka, Bangladesch, wuchs in England auf. Sie studierte in Oxford und wurde 2003 mit dem Roman „Brick Lane“ – über das Schicksal einer jungen…

Sex und Lebenslügen

Außerdem lesenswert

Böse Geister Hüseyin stirbt im Moment seines langersehnten Renteneintritts an einem Herzinfarkt. 30 Jahre hat er in Deutschland geschuftet, um sich in Istanbul eine Wohnung für den Lebensabend zu kaufen. Dort kommt jetzt seine Familie zusammen, um geschockt Abschied zu nehmen und sich den Dämonen der Vergangenheit zu stellen: „Dschinns“ sind in diesem Roman die bislang unausgesprochenen Ängste, die seine Frau und seine vier Kinder umtreiben. Sie alle kommen bei Fatma Aydemir, 1986 in Karlsruhe geboren, zu Wort und erzählen von lange Verdrängtem und ihrem Kampf, endlich einen Sinn im eigenen Leben zu erkennen. Ein berührender Familienroman über die große Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung. 368 S., 24 Euro, Hanser Mord auf Mustique Lady Anne Glenconner, 89, hat ihren ersten Krimi verfasst. Bisher trat sie als Hofdame von Princess Margaret…

Außerdem lesenswert

Gemeinsame Vorlesestunden

Meine Kinder und ich haben eine Superkraft. Wir können sein, wo immer wir wollen. Gestern haben wir in einem Tischlerschuppen abgehangen. Heute waren wir auf dem Mond. Wir tanzten schon auf dem Blocksberg und aßen Blaubeeren in Bullerbü. Eingemummelt in unsere blaue Sofadecke und herzschlagnah aneinandergekuschelt. Vorlesen tut Kindern gut. Das sage nicht ich, eine Kinderbuchautorin, das sagt die Forschung. Die aktuelle Vorlesestudie der Stiftung Lesen etwa zeigt erneut, dass Vorlesekinder einen klaren Startvorteil haben. Ihr Wortschatz ist größer, sie lernen leichter lesen und haben im Schnitt bessere Noten. Bedeutsamer als der Schulbonus ist für mich aber, dass Vorlesen das Denken weitet. Die Perspektiven verändern sich, denn kein Buch verharrt beim Ich. Literatur schult unsere Empathie, und sie schult das Nachdenken über Ideen – bis hin zum Entwickeln neuer. Klein…

Gemeinsame Vorlesestunden

An einem kalten Tag im Februar 2018 stellt sich Helena Jasińska-Przychodniak einem 40 Tonnen schweren Lastwagen in den Weg. Die zierliche Frau gehört zu einer Gruppe von Demonstrierenden, die dem schmutzigen Treiben am Rande ihres Dorfes nicht länger zusehen will. Schon seit Jahresbeginn brettern die Lkw durch den 600-Seelen-Ort, vorbei an Storchennestern und an den Wiesen, aus denen der Ruf der Kraniche hallt. Auf ihren Protestbannern fordern die Anwohner: „Stoppt die ökologische Bombe in Sarbia“. Ausgerechnet neben der Trinkwasserentnahmestelle ihres Dorfes biegen die Transporter ab, um ihre stinkende Fracht abzuladen. Binnen weniger Wochen ist hier, im Westen Polens, eine illegale Deponie mit Tausenden Tonnen Abfall entstanden. Das meiste davon aus Deutschland. Heute liegt der Müll noch immer in Sarbia – und Helena Jasińska-Przychodniak, Brille, dunkle kurze Haare mit smaragdgrünen Strähnen,…

Ist der 73-Jährige ...

... auferstanden aus einer traumatischen Kindheit? ... ein Menschenfreund? ... ein als Schmusesänger missverstandener Rocker? ... oder von allem etwas? Ungefähr zu der Zeit, als Richard Nixon über den „Watergate“-Skandal stolperte, Helmut Schmidt Kanzler wurde und Deutschland zum zweiten Mal Fußballweltmeister, brachte Chris de Burgh sein erstes Album heraus. Er hatte dasselbe Management wie Supertramp, eine der Überbands der 1970er, und der unbekannte kleine Mann aus Irland ging 1974 mit ihnen auf Tour. Normalerweise war da jemand, der ihn auf der Bühne als Vorprogramm ankündigte, aber in Plymouth nicht. Also ging er selbst raus vor die Meute und kündigte „einen talentierten jungen Mann, der ein paar seiner Songs spielen möchte“ an. Dann verschwand er hinter der Bühne, schnappte seine Gitarre und kehrte zurück. Das Publikum lachte. „Niemand will die Vorband…

Ist der 73-Jährige ...

Verhakt im Ungefähren

Es klingelt. Ich erwarte niemanden. Heute ist Sonntag, da kommt auch keine Post. Meine Freundin steht vor der Tür: „Ich dachte, ich komm mal ganz spontan vorbei. So wie früher!“ Ich starre sie an. Mir ist nicht ganz klar, ob ich das mutig finden soll oder übergriffig. Für mich ist der Sonntag ein Tag, an dem ich mache, was ich will. Und was ich sonntags will, ist: allein sein, in Jogginghosen auf dem Sofa rumhängen, lesen oder Serien gucken. Ich lasse sie natürlich trotzdem rein, grolle aber heimlich. Warum eigentlich? Sie hat doch recht: Früher waren solche Besuche normal und sogar erwünscht. Müssen wir uns wirklich für alles per Handy verabreden? Am besten Wochen zuvor? In meinem Umfeld ja. Es ist ziemlich kompliziert geworden. Das letzte Treffen mit einer anderen…

Verhakt im Ungefähren

„MAN SOLLTE NICHT NUR DARAUF GUCKEN, WAS ALLES PASSIEREN KÖNNTE!“

Um im Krankenhaus seinen Stresspegel herunterzufahren, kann man auf das zurückgreifen, was im Alltag hilft, wenn man sich überlastet und ausgepowert fühlt Verdacht auf Schlaganfall. Der herbeigerufene Notarzt will veranlassen, dass die Patientin sofort ins Krankenhaus kommt. Doch sie wehrt sich, tritt mit den Füßen, die Arme kann sie schon nicht mehr heben. Die 80-Jährige wurde noch nie stationär behandelt, sie hat Panik vor den „Weißkitteln“: Ein Krankenhaus verlässt man nur mit den Füßen zuerst! – so ihr ewiger Glaubenssatz. Als sie nach einer Beruhigungsspritze schließlich auf der Intensivstation ankommt, ist viel wertvolle Zeit verstrichen. WENN ÄNGSTE SICH VERFESTIGEN Vieles macht Angst an einem Krankenhausaufenthalt: Einer Forsa-Umfrage von 2019 zufolge fürchten 81 Prozent der Deutschen, sich dort mit Keimen zu infizieren – das dürften heute noch mal mehr sein, schließlich…

„MAN SOLLTE NICHT NUR DARAUF GUCKEN, WAS ALLES PASSIEREN KÖNNTE!“

Altern verleiht Flügel

Als uns ein Freund kürzlich nach seiner Augen-OP besuchte, wirkte er keineswegs erleichtert, dass er die Welt endlich wieder scharf stellen konnte. „Welche Laus lief dir über die Leber?“, fragte ich. Er seufzte. „Ich vermisse meinen Schleierblick. Auf einmal sehe ich so alt aus. Ihr anderen übrigens auch“, ergänzte er charmant. Ich war ein bisschen beleidigt, obwohl er leider recht hatte. Ab 60 ist Aussehen immer öfter eine Frage der Beleuchtung. Ich habe zu Hause zwei Spiegel, in einem sehe ich vergleichsweise jugendfrisch aus, zu dem Bild im anderen hätte meine Schwiegermutter gesagt: „Da ist das Beste von wech.“ Das Alter ist eben ein Kaleidoskop, je nachdem, wie man es schüttelt, sieht es anders aus. In Gelassenheit nicht nur älter, sondern alt werden, wer kann das schon? Und was heißt…

Altern verleiht Flügel

GESUCHT: die richtige Ergänzung

BRIGITTE WIR: Frau Professor Hübner, im Internet gibt es Unmengen an Informationen über Krebs. Wieso jetzt auch noch diese Leitlinie? JUTTA HÜBNER: Weil sehr viele dieser Informationen, gerade über komplementäre Therapien wie Akupunktur, Homöopathie, spezielle „Krebsdiäten“, Mind-Body-Verfahren wie Tai-Chi oder Meditation, nicht seriös oder schlicht unwahr sind. Dasselbe gilt für Phytotherapeutika wie Mistel und Weihrauch. Diese schlechten Informationen sind mit ein Grund, warum komplementäre – also ergänzende – Therapien bei vielen Onkologinnen und Hausärzten einen schlechten Ruf haben. Genau das will diese Leitlinie ändern. Was ist eine Leitlinie und wie entsteht sie? Für so eine Veröffentlichung werten zahlreiche Fachleute und Fachgesellschaften die wissenschaftliche Literatur zum Thema aus und diskutieren darüber. In jahrelanger akribischer Arbeit entstehen dabei die Bewertungen und Empfehlungen. Mediziner und Medizinerinnen wissen, dass eine solche „S3-Leitlinie“ verlässliche Informationen…

GESUCHT: die richtige Ergänzung

Ein Balance-Akt

Sich nach einem Stolpern wieder fangen – das schaffen auch unsportliche Menschen. Wenn sie den Gleichgewichtssinn trainieren Versuchen Sie mal, einfach nur auf einem Bein zu stehen, 30 Sekunden lang. Hört sich erst mal leicht an, aber höchstwahrscheinlich geraten auch Sie dabei ins Wanken. Unser Gleichgewichtssinn ist schwach, weil wir uns weniger bewegen als unsere Vorfahren und älter werden. Das hat lange niemanden so richtig interessiert, aber mittlerweile wird das Thema intensiver erforscht. Und es zeichnet sich nicht nur deutlich ab, dass Gleichgewichtstraining effektiv Stürze verhindert. Sondern auch, dass viele der positiven Effekte von Sport weder durch Kraft- noch durch Ausdauerzuwächse zustande kommen, sondern durch eine verbesserte Balance. Das Gute daran ist: Das Gleichgewicht lässt sich super trainieren, und zwar ganz nebenbei. Es stimmt also doch, dass man auch ohne…

Ein Balance-Akt

UND WAS GIBT’S DA SO? Stress, lass nach!

Natürlich kannten wir ihn schon immer, aber die Pandemie hat ihn noch verschärft. Laut einer Umfrage der Techniker Krankenkasse geben 57 Prozent der Frauen an, gestresster zu sein als vor Corona. Da sind auf der einen Seite die Angst um die eigene Gesundheit und die unserer Angehörigen, zusammen mit der Frustration, dass bisher auf jede Welle eine weitere folgte. Aber entscheidend sind nicht nur die Anforderungen, denen wir ausgesetzt sind, sondern auch, was wir ihnen entgegenzusetzen haben. Und weil in den vergangenen zwei Jahren eben auch immer wieder bewährte Anti-Stress-Strategien wegfallen mussten – die Yogastunde, der Saunabesuch, der Theaterabend oder die Treffen mit Freundinnen –, ist die Gefahr noch größer, aus der Balance zu geraten. Soziale Unterstützung ist eben einer der größten Stresspuffer. Gegen Stress hilft selbstverständlich keine Pille. Aber…

UND WAS GIBT’S DA SO? Stress, lass nach!

GESUNDER DARM Fünf Tipps für eine Mitte in Balance

01 Kauen Sie. Jede Mahlzeit sollte eine Mahl-Zeit sein, heißt: Kauen Sie, bis es breiig wird. Damit helfen Sie Ihrem Körper, die Nahrung optimal zu verwerten. 02 Heizen Sie Ihre Verdauung mit Enzymen an, zum Beispiel mithilfe von Papaya und Ananas. Oder setzen Sie zusätzlich auch auf Enzyme als Nahrungsergänzung (wichtig: hochwertige Produkte mit Reinsubstanzenprinzip wählen). Enzyme werden immer zwischen dem Essen eingenommen. 03 Nicht der Absacker-Schnaps, sondern Bitterstoffe aus Löwenzahntee sind der Bringer bei der Fettverdauung. Alternativ können Bitterstoffe täglich über Bitterspray (ohne Alkohol) aufgenommen werden. Ein Spray passt in jede Handtasche. Der Einsatz von Bitterstoffen bremst Heißhunger und ist zugleich der perfekte Dünger für die gute Darmflora. 04 Glutamin, Zink und Kurkuma sind exzellente Mikronährstoffe zur Darmschleimhaut-Sanierung. 05 Und, ganz wichtig: Reduzieren Sie die entzündlichen und darmschleimhautschädigenden Elemente…

GESUNDER DARM
Fünf Tipps für eine Mitte in Balance

Gerade stecke ich in einer Beziehungskrise – und zwar mit meiner Lieblingsfrucht, der Avocado: lecker, reich an guten Fettsäuren, aber unersättlich im Wasserverbrauch. Auch zwischen dem Lachs und mir kriselt es: Er ist gegrillt zum Niederknien, dazu die guten entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren und das viele Jod. Aber: Er stammt meist aus umweltschädlichen Aquakulturen und ist mit Medikamenten gefüttert. Fleisch, das ich sehr mag und als Eisen- und Proteinlieferant schätze, esse ich nicht mehr, weil mir die oft qualvoll gehaltenen Tiere leidtun und ein Kilo Rindfleisch für einen CO2-Ausstoß von 13 Kilo verantwortlich ist. In Deutschland bringen pro wir es im Schnitt pro Jahr und Kopf auf 1,75 Tonnen Emissionen nur aufgrund unserer Ernährung – fast dreimal so viel wie empfohlen Mandeln, Milch, Quinoa, Chiasamen – es gibt so viele Beispiele für…

Danke, ich finde alleine raus

Außer einem Bild namens „Heidelandschaft in Öl“ über dem Sofa gab es keine Kunst bei uns zu Hause. Meine Eltern gingen auch nicht mit uns in Ausstellungen und Museen. Selber malen? Das wagte ich lange nicht. Vielleicht, weil ich es als Layouterin gewohnt war, dass meine Arbeiten ständig bewertet wurden – was ich so verinnerlicht hatte, dass stets eine unsichtbare Kritikerin auf meiner Schulter hockte, die mir jeden Malversuch vergällte. Auch hörte ich immer noch die Worte meiner Mutter, die sich empörte, weil der von mir gezeichnete Osterhase zwei verschiedene Ohren hatte. Ich sollte lieber Hausaufgaben machen. Als mein Ruhestand begann, kaufte ich mir Acrylfarben und meldete mich zu einem Volkshochschulkurs an. Doch mir fiel es immer noch schwer, nicht zu bewerten, was ich tat. Eine Übung war, sich mithilfe…

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