Schon als Teenager – und ich war ein ziemlich rebellischer – machte mich die Frage aggressiv, ob das Glas für mich halb leer oder halb voll sei. Ich witterte eine Falle. Denn selbstverständlich war es für mich halb leer, aber das wollte ich nicht zugeben, hatte ich doch das Gefühl, damit gegen eine unausgesprochene Heiterkeitsverordnung zu verstoßen. Außerdem fand ich die Frage blöd. Wie soll ein Wasserglas jemals exakt zur Hälfte gefüllt sein?
An dieser Einstellung hat sich bei mir auch nach vielen Jahren nichts geändert. Aber eigentlich möchte ich positiver werden. Also versuche ich, in der Hoffnung, damit endlich die Optimistin in mir zu wecken, ein Dankbarkeitstagebuch zu führen. Den englischen Begriff „count your blessings“ finde ich übrigens schöner, auch wenn die Übersetzung „zähl deine Segnungen“ genauso sperrig ist.…
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Brigitte WIR (Digital) - 1 Issue, 02/2023